10-10-2022 · Einblick

Das SDG Framework von Robeco – aus der Nische in den Mainstream

Es ist fünf Jahre her, dass Robeco sein SDG Framework ins Leben rief. Seither ist aus kleinen Anfängen eine eindrucksvolle Struktur entstanden.

    Autoren/Autorinnen

  • Taeke Wiersma - Head of Research Board

    Taeke Wiersma

    Head of Research Board

  • Rachel Whittaker, CFA - Head of SI Research

    Rachel Whittaker, CFA

    Head of SI Research

  • Jan Anton van Zanten - SDG Strategist

    Jan Anton van Zanten

    SDG Strategist

Was als neuartige und zuvor unerprobte Methode zur Beurteilung der Beiträge von Unternehmen zu den Sustainable Development Goals der UNO begann, bildet inzwischen eine Basis für die Definition von nachhaltigen Anlagen in unserem gesamten Unternehmen. Die Systematik hat einen langen Weg hinter sich und wir sind sehr stolz auf das, was daraus geworden ist.

Das SDG Framework verwendet eine dreistufige Methodik zur Quantifizierung der Beiträge von Unternehmen – positiven wie negativen – zu den 17 Nachhaltigkeitszielen. Die SDGs reichen von der Beseitigung des Hungers und der Ungleichheit bis hin zur Bekämpfung des Klimawandels und der Förderung einer nachhaltigen Industrie. Sie werden als Leitlinie von Investoren genutzt, die Kapital zugunsten von Unternehmen umschichten wollen, die Lösungen für soziale Probleme anbieten, und Firmen meiden wollen, die sich negativ auf Umwelt und Gesellschaft auswirken.

Um das tun zu können, benötigen Investoren gute Daten. Deshalb untersuchen unsere Analysten, was ein Unternehmen macht, wie es das tut und ob es in etwaige Kontroversen verwickelt war. Sobald diese Daten vorliegen, kommt eine Scoring-Systematik zum Einsatz, die von -3 (stark negativer Beitrag) über null (neutral) bis +3 (sehr positiv) reicht (siehe untenstehende Abbildung).

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Das SDG Framework wurde ursprünglich im Jahr 2017 dazu geschaffen, um Anlagekandidaten für zwei SDG Credits- bzw. Equities-Fonds zu identifizieren, die 2018 aufgelegt wurden. Unternehmen mit einem positiven Score kamen für die Einbeziehung in Betracht, während solche mit negativen Score ausgeschlossen wurden. Nachdem sich die Systematik anfänglich nur auf eine Handvoll Unternehmen erstreckte, ist ihre Abdeckung stark erweitert worden.

Wir stützten uns auf akademische Forschungen zu den Zusammenhängen zwischen Sektoren und SDGs, verwendeten Natural Language Processing (NLP)-Technologien zur Analyse von Geschäftsberichten der Unternehmen und gaben anschließend Daten aus zahlreichen Quellen ein. Zusammengenommen erlaubte uns dies die Vergabe von SDG Scores an mehr als 15.000 Unternehmen. Damit decken wir nahezu unser gesamtes Anlageuniversum ab.

Der Nutzen der Systematik für die Aktienauswahl ist immens. So wissen wir nicht nur, wie positiv oder negativ sich ein Unternehmen insgesamt auf die SDGs auswirkt; wir können auch zeigen, welche der SDGs von der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens betroffen sind. Beispielsweise ergab sich aus unserem SDG Framework, dass rund 30 % der im MSCI All Country World Index vertretenen Unternehmen zu SDG 8 (menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum) sowie SDG 9 (Industrie, Innovation und Infrastruktur) beitragen. Weitere 16 % leisten positive Beiträge zum SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen). Negative Auswirkungen sind meistens mit dem Klimawandel verknüpft. So tragen 11 % der Unternehmen im MSCI ACWI negativ zum SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) bei.

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Verwendung im gesamten Unternehmen

Das SDG Framework erwies sich als so geeignet zur Analyse der Auswirkungen von Unternehmen auf die nachhaltige Entwicklung, dass wir mittlerweile eine diversifizierte Palette von SDG-Anlagestrategien anbieten können. Diese erstrecken sich über mehrere Anlageklassen wie Aktien und Anleihen sowie die Investmentstile „Fundamental“, „Quant“ und „Indizes“. Die Systematik wird außerdem vom Multi Asset-Team dazu benutzt, Nachhaltigkeit über mehrere Anlageklassen hinweg zu fördern.

Die Bezugnahme auf die SDGs im Rahmen eines Scoring-Mechanismus spiegelt unsere allgemeine Auffassung wieder, dass sich nachhaltiges Investieren über den alleinigen Fokus auf die ESG-Integration hinaus weiterentwickelt. Während beim ESG-Ansatz typischerweise betrachtet wird, wie der finanzielle Erfolg eines Unternehmens von den Aspekten Umwelt, Soziales oder Governance beeinflusst wird, wird im Rahmen der SDG Scores analysiert, ob ein Investment tatsächlich in der Praxis einen positiven Effekt bewirkt.

Das macht einen wichtigen Unterschied: So können diverse Tabakunternehmen erstklassige ESG-Ratings erhalten, während sie aufgrund ihrer schädlichen Gesundheitsauswirkungen negative SDG-Scores aufweisen. Diese Impact-Orientierung steht bei den SDGs selbst im Mittelpunkt.

Ein entscheidender Moment

Eine weitere Entwicklung stellt die Rolle der SDG Scores bei der Erfüllung der Berichts- und Transparenzanforderungen der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der EU dar. Unter den SFDR Level 2 Regulatory Technical Standards wird das SDG Framework ab 2023 als ein Weg zur Definition dessen verwendet, was bei Robeco tatsächlich als nachhaltiges Investment gilt. Erhält ein Unternehmen einen positiven Score, kann es als nachhaltig bezeichnet werden. Dieser Systematik wird auch darüber bestimmen, ob ein Fonds gemäß Art. 9 ein vollständig nachhaltiges Ziel verfolgt.

Außer regulatorischen Zwecken dienen die SDG Scores auch der Produktinnovation. Die Tatsache, dass einige Unternehmen versuchen, nachhaltiger zu werden, aber noch nicht ganz am Ziel sind und deshalb im Rahmen unseres SDG Framework Scores von -1 oder 0 erhalten, hat zur Auflegung eines völlig neuen Fonds geführt. Firmen, die zum Dialog mit dem Active Ownership-Team von Robeco bereit sind, um ihre Scores zu verbessern, werden in den SDG Engagement Equities-Fonds aufgenommen, der bereits erste Ergebnisse abwirft.

Da wir stark davon überzeugt sind, unser Wissen zur Förderung nachhaltiger Anlagen zu teilen, stellt Robeco mittlerweile sein geistiges Eigentum am SDG Framework Adressaten wie Kunden und Forschern zur Verfügung. Dabei handelt es sich um den ersten Schritt unserer SI Open Access Initiative, die im August 2022 startete.

Aktualisierung unserer Broschüre

Während also die SDGs die Hälfte der Strecke auf dem Weg zu ihren Zielen (2015-2030) absolviert haben, können wir stolz darauf sein, wie sehr unser SDG Framework zur Erreichung dieser Ziele beiträgt. Die Ziele stellen einen Marathon und nicht nur einen Sprint dar. Wir haben aber die Grundlage dafür geschaffen, ans Ziel zu gelangen, in dem wir ein weltweit führendes Analyse-Tool entwickelt haben.

Wie das funktioniert, wird in einer aktualisierten Fassung unserer Broschüre zum SDG Framework erläutert. Diese enthält auch einige Beispiele für dessen Anwendung in Bezug auf einzelne SDGs und den Einsatz der Scores bei der Portfoliokonstruktion.

Broschüre hier herunterladen


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