Milton Friedmans berühmte Doktrin, wonach die soziale Verantwortung der Unternehmen darin besteht, ihre Gewinne zu steigern, wird oft als Argument gegen die Kombination von Alpha-Erzielung und Nachhaltigkeit interpretiert. Schließlich weicht ein Unternehmen, das seine Gewinne zur Unterstützung sozialer Zwecke verwendet, auf unangemessene Weise von seinem eigentlichen Ziel ab: Geld für die Aktionäre zu verdienen.
Doch in unserer zunehmend immateriellen Ökonomie ist Nachhaltigkeit eine entscheidende Größe für den finanziellen Erfolg. Während in den 1970er Jahren der Wert von Unternehmen überwiegend an materielle Vermögenswerte gebunden war, basiert bei den größten Unternehmen im S&P 500 Index heute ein Großteil ihres Werts auf immateriellen Vermögenswerten wie geistigem Eigentum, Markenwert und Netzwerkeffekten. Eine Nachhaltigkeitsperspektive stellt eine gute Basis für die Analyse solcher Vermögenswerte dar.
Die Verbindung zwischen Nachhaltigkeitsaspekten und Unternehmensbewertung wird als „finanzielle Relevanz“ bezeichnet. Wenn Nachhaltigkeitsaspekte in finanzieller Hinsicht relevant sind, können sie die Bewertung eines Unternehmens erhöhen und/oder seine Rentabilität steigern. Gleichzeitig können sie das Unternehmen sozial verantwortungsvoller machen, was letztlich der Friedman'schen Doktrin entspricht.
Datenbank mit SI-bezogenen Alphasignalen
Dank der Verbesserung von Nachhaltigkeitsdaten und der zunehmenden Verfügbarkeit moderner Algorithmen zur Gewinnung und Analyse dieser Daten haben wir eine Datenbank mit Signalen geschaffen, die zur Nachhaltigkeit und zum erwarteten Alpha unserer Portfolios beitragen. Beide Elemente müssen in den gesamten Research- und Entwicklungsprozess einbezogen werden. Dagegen greifen Ansätze, die Nachhaltigkeitsaspekte erst im nachhinein berücksichtigen oder diese für die alleinige Alpha-Erzielung beeinträchtigen, wahrscheinlich zu kurz.
Daher muss jede Anlageidee durch eine solide ökonomische Begründung untermauert werden. Nachfolgend erläutern wir zwei Signale und die dazugehörigen Begründungen: Ressourceneffizienz und Mitarbeiterzufriedenheit.
Ressourceneffizienz
Wirtschaftliche Aktivität führt zwangsläufig zu CO2-Emissionen, die mit den im Produktionsprozess verwendeten Inputs verbunden sind. Folglich können die Emissionen im Verhältnis zur Produktion als Indikator für die betriebliche Effizienz dienen. Dies ist besonders für ressourcenintensive Sektoren von Bedeutung, in denen die Emissionen eng mit dem Produktionsprozess zusammenhängen. Unsere Experten für quantitatives Research lassen diese Erkenntnisse in unsere Signalerzeugung einfließen. Unterstützt werden sie dabei von unseren Teams für fundamentalen Research.
Das Konzept der Ressourceneffizienz geht davon aus, dass ein Unternehmen, das bei gleichem Input eine höhere Produktion zustande bringt als seine Konkurrenten, einen effizienteren Prozess anwendet. Geringere Emissionen können also auf eine höhere operative Effizienz hindeuten.
Eine Studie von Robeco hat ergeben, dass ressourceneffizientere Unternehmen auch bei eher traditionellen Massen für die betriebliche Effizienz, z.B. dem Vermögensumschlag, besser abschneiden. Dies lässt auf ein besseres finanzielles Ergebnis und ein höheres Alpha schließen als bei weniger effizienten Konkurrenten. Ebenso verringert eine Übergewichtung ressourceneffizienter Unternehmen den gesamten ökologischen Fußabdruck eines Portfolios.
Beide sind in Abbildung 1 dargestellt. Dies unterstützt die Idee, dass ein durchdachtes SI-Alphasignal von Beginn des Research an sowohl auf Nachhaltigkeit als auch auf Rendite abzielen muss.
Abbildung 1 - Ressourceneffiziente Unternehmen sind auch operationell effizienter
Quelle: Robeco Quantitative Research. Asset Turnover für CO2-effiziente und CO2-ineffiziente Unternehmen; CO2-effiziente bzw. CO2-ineffiziente Unternehmen werden durch das oberste bzw. unterste Quintil der Aktien sortiert nach CO2-Effizienz definiert. Dargestellt sind Durchschnittswerte für Zeitraum 2010-2022. EVIC steht für Unternehmenswert einschließlich Cash.
Zufriedene Mitarbeiter
Die Mitarbeiterzufriedenheit ist ein weiterer Faktor, der sowohl das Nachhaltigkeitsprofil eines Portfolios als auch das erwartete Alpha beeinflusst. Wie bereits erwähnt, hängt der Wert eines Unternehmens Oft von immateriellen Assets ab, insbesondere vom Humankapital. Trotz zunehmender Bedeutung von Künstlicher Intelligenz sind die Unternehmen nach wie vor auf ihre menschlichen Arbeitskräfte angewiesen. Die Quantifizierung dieses Vermögenswerts ist jedoch schwierig, da er sich nicht direkt in der Rechnungslegung niederschlägt.
Diesem Alphasignal liegt die Annahme zugrunde, dass zufriedene Mitarbeiter motivierter und effizienter sind, was zu einem besseren betrieblichen und schließlich auch finanziellen Ergebnis führt. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die durch Faktoren wie gesundes Kantinenessen und eine innovationsfördernde Kultur beeinflusst wird, steht auch im Einklang mit den Zielen in Bezug auf die soziale Verantwortung eines Unternehmens.
Ein greifbarer Indikator für die Auswirkungen der Mitarbeiterzufriedenheit auf die Effizienz sind die Lohnkosten. Wie Abbildung 2 zeigt, wenden Unternehmen mit zufriedeneren Mitarbeitern pro Umsatzeinheit weniger Geld auf als solche mit unzufriedenen Mitarbeitern. Dies deutet darauf hin, dass eine Übergewichtung von Unternehmen mit hoher Mitarbeiterzufriedenheit positives Alpha abwerfen kann.
Die Bewertung der Mitarbeiterzufriedenheit und der Unternehmenskultur basiert auf verschiedenen Methoden, von numerischen Bewertungen bis hin zu Rezensionen und Erfahrungsberichten. Erforderlich sind dazu oft moderne Analysen wie Natural Language Processing (NLP), um aus unstrukturierten Daten Informationen zu gewinnen. Wenn man über leicht verfügbare Datensätze hinausgeht, erhält man tiefere Einblicke in das Humankapital eines Unternehmens.
Abbildung 2 - Lohnkosten in Prozent des Umsatzes im Vergleich zur Mitarbeiterzufriedenheit
Quelle: Robeco Quantitative Research. Die Mitarbeiterzufriedenheit basiert auf einem internen Signal, das aus einer Vielzahl von Mitarbeiterbewertungen abgeleitet wurde. Zeitraum: 2013-2021.
Wie in diesem Papier dargestellt, lassen sich in einem Portfolio unter der Voraussetzung der finanziellen Relevanz sowohl bessere Nachhaltigkeitsmerkmale als auch ein höheres Alpha erzielen. Entscheidend ist, dass sowohl Nachhaltigkeits- als auch Alpha-Überlegungen im Mittelpunkt eines jeden SI-Alphasignals stehen müssen. Ein zusätzlicher Vorteil des quantitativen Ansatzes bei nachhaltigen Anlagen ist das umfassende Instrumentarium mit statistischen und analytischen Techniken, welches eine Quantifizierung von Alpha und Optimierungen in punkto Nachhaltigkeit ermöglicht.
Robeco als ein Pionier im Bereich quantitativer Investments und als ein führender Anbieter im Bereich Nachhaltigkeit hat eine Datenbank von SI-Alphasignalen entwickelt, die beides ermöglichen. Die Steigerung der Renditen, das Aussondern nicht lohnender Risiken und die Weiterentwicklung des Bereichs Nachhaltigkeit sind integraler Bestandteil unserer Philosophie und unseres Researchprozesses. Gerne stellen wir unsere Erkenntnisse unseren Kunden und anderen Interessengruppen zur Verfügung und freuen uns, neue Wege zu finden, damit diese ihre finanziellen und nachhaltigkeitsbezogenen Ziele erreichen.
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