13-07-2023 · Einblick

Der schwierige Kampf gegen die Entwaldung durch Rohstoffabbau

Bei der Bewältigung von Risiken aus der Abholzung von Wäldern wurden Fortschritte erzielt. Allerdings bleibt die Rückverfolgbarkeit eine Herausforderung für die Unternehmen, wie sich im Rahmen des entsprechenden Engagements von Robeco gezeigt hat.

    Autoren/Autorinnen

  • Laura Bosch Ferreté - Engagement Specialist

    Laura Bosch Ferreté

    Engagement Specialist

  • Claire Ahlborn - Engagement Specialist

    Claire Ahlborn

    Engagement Specialist

Das Active Ownership-Team hat ein 2019 gestartetes Programm beendet, das sich mit dem Verlust an Biodiversität befasst, die im Zusammenhang mit der Abholzung von Wäldern infolge der Produktion fünf wichtiger Commodities – Kakao, Zellstoff und Papier, Naturkautschuk, Rindfleisch und Soja – steht. Sie alle werden in großem Umfang in den Sektoren Lebensmittel, Grundstoffe und Konsumgüter eingesetzt, in die Robeco investiert.

Die Unternehmen in unseren Portfolios, die diese Rohstoffe bezogen, wurden aufgefordert, glaubwürdige Verpflichtungen zum Verzicht auf Abholzung einzugehen, sorgfältige Analysen der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt durchzuführen und soziale Probleme in ihren Lieferketten anzugehen, welche Machtungleichgewichte verstärken und weitere Anreize zur Abholzung schaffen. Von allen Firmen wird erwartet, dass sie aktiv darauf hinarbeiten, den Naturverlust bis spätestens 2030 rückgängig zu machen.

Das Programm, das im Juni zu Ende gegangen ist, hat zu unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Wir haben rund zwei Drittel der Dialoge im Rahmen unseres Engagements erfolgreich abgeschlossen. „In den letzten drei Jahren haben sich immer mehr Unternehmen das Ziel des vollständigen Verzichts auf Abholzung von Wäldern gesetzt. Sie haben außerdem ihre Überwachungssysteme ausgebaut, um zu ermitteln, inwieweit bei ihren Zulieferer das Risiko von Entwaldung besteht“, sagt Engagement-Expertin Laura Bosch.

Vorgelagerte Risiken in Wertschöpfungsketten

„Allerdings gibt es nach wie vor Probleme hinsichtlich der Reichweite dieser Maßnahmen und den allgemeinen Überwachungsbemühungen zur Verhinderung und Bewältigung von Entwaldungsrisiken in den vorgelagerten Bereichen ihrer Wertschöpfungsketten. Einige Unternehmen, die Soja und Rindfleisch beziehen, tun sich immer noch schwer damit, illegale Abholzung und den Schutz einheimischer Vegetation in solche Verpflichtungen einzubeziehen“.

„Zellstoff- und Papierunternehmen sind in der Regel vertikal integriert und beziehen nur relativ kleine Mengen an Vorprodukten von externen Lieferanten. Daher verfügen sie über bessere Systeme zur Rückverfolgbarkeit und Überwachung. Außerdem können sie sich auf etablierte Zertifizierungssysteme wie den Forest Stewardship Council (FSC) und das Programme for the Endorsement of Forest Certification (PEFC) stützen.“

„Für Unternehmen, die Kakao und Kautschuk beziehen, bleiben die Rückverfolgbarkeit und die Überwachung eine erhebliche Herausforderung. Diese sogenannten Soft Commodities werden in hohem Maße von Kleinbauern geliefert. Zudem sind mehrere Zwischenhändler in der Wertschöpfungskette involviert, was die Transparenz der gesamten Lieferkette beeinträchtigt.“

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Abschätzung der Folgen für die Biodiversität

Eine veränderte Landnutzung ist nach wie vor die Hauptursache für den Verlust an biologischer Vielfalt. An erster Stelle zu nennen ist die Abholzung von Wäldern zwecks Gewinnung von Platz für die Viehzucht oder den Anbau hochwertiger Nutzpflanzen wie Palmöl. Dies ist das Thema einer separaten Kampagne, die seit 2018 läuft. Abgesehen von der Zerstörung natürlicher Lebensräume, die sich oft auch negativ auf die einheimische Bevölkerung auswirkt, sind Wälder wichtige Kohlenstoffsenken, die zur Verringerung der globalen Erwärmung beitragen können.

Daher ist es für Unternehmen essentiell, sich für den Schutz und die Wiederherstellung von Ökosystemen in Gebieten einzusetzen, in denen sich ihre Rohstoffbeschaffung negativ ausgewirkt hat. „Im Rahmen unseres Engagements haben wir die Unternehmen aufgefordert, neben einer verbesserten Offenlegung von Standorten in Gebieten mit umfangreichen Kohlenstoffspeichern auch angemessene Maßnahmen zur Wiederherstellung und Erhaltung von Ökosystemen zu ergreifen“, so Bosch.

„Die meisten Unternehmen verfügen über Projekte zur Wiederherstellung und Erhaltung der Umwelt. Doch diese werden in der Regel ad hoc durchgeführt, ohne strategisch darauf ausgerichtet zu sein, die negativen Auswirkungen der Beschaffungspraktiken abzumildern. Nur wenige Firmen waren imstande, beträchtliche Investitionen zu tätigen, um ihre Bemühungen in diesem Bereich voranzutreiben. Wir haben festgestellt, dass Unternehmen Green Bonds emittieren oder Pilotprojekte finanzieren, die Landschaften wiederherstellen oder erhalten sollen, aus denen sie ihre Rohstoffe beziehen.“

Evaluierung von Risiken

Der Verlust an Biodiversität ist ein Risiko, das von Investoren und Unternehmen gleichermaßen evaluiert werden muss. Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt legen vermehrt Wert darauf, den privaten Sektor zum Management dieses Risikos anzuhalten. So verlangt die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) der EU von Investoren, dass sie die wichtigsten negativen Auswirkungen ihrer Anlagen offenlegen. Dazu gehören auch die direkten Auswirkungen von Unternehmen auf die biologische Vielfalt.

Standardisierte Angaben zum Umgang mit Risiken und Chancen bezüglich der Biodiversität werden durch die Schaffung der Taskforce for Nature-related Financial Disclosures (TNFD) im September 2023 unterstützt.

Auch die EU Deforestation Regulation (EUDR) verlangt von Unternehmen, die Produkte mit Bezug zu risikoreichen Soft Commodities einführen, den Nachweis, dass damit keine Entwaldung verbunden ist. „Im Rahmen unseres Engagements haben wir die Unternehmen aufgefordert, die Rückverfolgbarkeit der von ihnen bezogenen Rohstoffe zu verbessern und eine Risikoanalyse durchzuführen, um zu verstehen, wo Risiken in ihren Lieferketten bestehen“, sagt Bosch.

„Bei der Analyse der Auswirkungen auf die biologische Vielfalt und der bestehenden Abhängigkeiten überprüfen nur wenige Unternehmen ihre Abhängigkeit von verschiedenen Pflanzenarten oder versuchen, ihre Auswirkungen auf die Natur mit dem Integrated Biodiversity Assessment Tool (IBAT) oder ähnlichen Instrumenten zu ermitteln.“

„Wir hoffen, dass die Integration des neuen Rahmens der Taskforce for Nature-related Financial Disclosures (TNFD) dazu beitragen wird, einen einheitlichen und ganzheitlichen Ansatz für die Bewertung der Auswirkungen von Unternehmen auf die Biodiversität zu entwickeln.“

Umfangreichere Offenlegungen

Ermutigend ist auch, dass die Unternehmen vermehrt über ihre Aktivitäten im Hinblick auf die biologische Vielfalt berichten. „Wir stellen fest, dass einige Unternehmen beginnen, ihre ohne Entwaldung erzeugten Produktionsmengen und Scope 3-Emissionen bei der Beschaffung von Rohstoffen offenzulegen. Dies ist etwas, was vor einigen Jahren noch nicht veröffentlicht wurde“, sagt Bosch.

„Die Übernahme von Zertifizierungssystemen hat im Zeitverlauf ebenfalls zugenommen. Dabei haben die Unternehmen der Zellstoff- und Papierindustrie in ihrer gesamten Lieferkette ein relativ hohes Niveau an FSC- und PEFC-Zertifizierungen erreicht.“

„Für andere Soft Commodities wie Naturkautschuk oder Soja gibt es noch kein überzeugendes Zertifizierungssystem, das von der gesamten Branche angenommen wird. Die größten Probleme bei der Offenlegung bestehen 1. in den unterschiedlichen Definitionen, welche die Unternehmen für die Berichterstattung über ihre Bemühungen zur Vermeidung von Entwaldung verwenden, 2. in der fehlenden unabhängigen Überprüfung einiger ihrer Anstrengungen und 3. in der allgemein unzureichenden Offenlegung der von veränderter Landnutzung betroffenen Fläche.“