Im Folgenden stellen wir einige der kaum beachteten Schlagzeilen in Regionen auf der ganzen Welt hervor, die die starke Ausgabendynamik bei wasserbezogenen Projekten verdeutlichen. Die Finanzierungsströme sind beträchtlich und umfassen auf mehrere Jahrzehnte ausgelegte Investitionen in Höhe von mehreren Milliarden für Lösungen in der gesamten Wasserwertschöpfungskette.
Italien – Unwetter und Abwasser treiben Investitionen voran
In zahlreichen Regionen in ganz Italien sind heftige Regenfälle und Überschwemmungen keine Ausnahme mehr. Die Stadt Bologna und die Provinz Ravenna in der Region Emilia-Romagna wurden zuletzt von erheblichen Unwettern mit enormen Hochwasserschäden heimgesucht. Die regionalen Behörden investieren nach einigen Unwettern, von denen das letzte im September 2024 auftrat, 1,2 Mrd. EUR in über 100 Projekte zur Instandsetzung von Netzen und zum Bau von Regenüberlaufinfrastrukturen, um künftige Überschwemmungen und Schäden zu verhindern. Diese Projekte umfassen erhöhte Uferbefestigungen, größere Überlaufbecken und Kanäle sowie neue Schotts in Flüssen.1
Abbildung 1 – Baustellen in der Emilia-Romagna

Quelle: Il Post, Februar 2025. Il nuovo piano dell’Emilia-Romagna contro le alluvioni.
In anderen Regionen verschärfen Hitzewellen und Dürreperioden ein weiteres chronisches Problem Italiens – die Wasserknappheit. Die nationale Regierung hat 600 Mio. EUR für die Modernisierung der Abwassersysteme bereitgestellt, um Versorgungsengpässe zu beseitigen, damit mehr Abwasser zur Deckung des industriellen Wasserbedarfs eingesetzt werden kann.2
Die Gemeinde Calvisano in der nördlichen Region Brescia ist ein Beispiel dafür, wie Gemeinden diese Mittel einsetzen. Die Fertigstellung einer 81 Mio. EUR teuren Abwasserbehandlungsanlage zur Reinigung und Wiederverwendung von Wasser für die Bewässerung von Pflanzen und für die Industrie steht kurz bevor.3 Neben dem Bau weiterer Abwasserbehandlungsanlage werden in den nächsten fünf Jahren weitere 321 Mio. EUR für den Ausbau der Verteilungsnetze und die Installation intelligenter Messsysteme zur Verringerung der Wasserverluste genutzt.
Schweiz – Vorbereitung auf klimatische Extremereignisse
Zürich, die bevölkerungsreichste Stadt der Schweiz, investiert 186 Millionen EUR, um das Regenwasser der Sihl, die durch ihr Zentrum fließt, in den Zürichsee am östlichen Stadtrand umzuleiten. Das Projekt umfasst den Bau eines 2 km langen Tunnels und soll katastrophale Sturzfluten verhindern, deren wirtschaftlicher Schaden weit über 7 Mrd. EUR liegen könnte. 4,5
Abbildung 2 – Unter der Sihl

Computermodell (links) und Baustelle (rechts) eines unterirdischen Tunnels, der das Regenwasser aus der Sihl in den Zürichsee leiten soll. Quelle: Stadt Zürich, Wasserprojekte. Februar 2025.
Welche Trends gibt es?
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Die Verantwortlichen der Stadt Zürich hielten die Investitionen für notwendig, obwohl das Risiko eines Hochwassers dieser Größenordnung (schätzungsweise einmal in 500 Jahren) relativ gering ist. Der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen warnt jedoch, dass der Klimawandel die Wettersysteme in Mitleidenschaft zieht und einst seltene Ereignisse immer häufiger und intensiver werden.
Deutschland – H₂0 trifft auf KI
Die ostdeutsche Stadt Dresden investiert 630 Millionen EUR, um die Wasserversorgung des größten europäischen Halbleiterclusters bis 2038 zu sichern.6 Es wird erwartet, dass die Region Silicon Saxony ihren Wasserbedarf in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln (und möglicherweise verdreifachen) wird, da marktführende Chiphersteller wie Infineon, GlobalFoundries, Bosch und X-Fab ihren Verbrauch erhöhen werden. Das Abwasseraufkommen in der Region wird voraussichtlich um 240 % steigen, wenn die European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC), ein Joint Venture zwischen dem taiwanesischen Unternehmen TSMC und mehreren in Europa ansässigen Chipherstellern, eine milliardenschwere Waferfabrik in Betrieb nimmt. 7
Die Investitionen werden in die Erfassung, Reinigung und Kanalisierung von Oberflächenwasser aus der nahe gelegenen Elbe zur industriellen Nutzung fließen. Außerdem ist eine intensive Abwasserbehandlung vorgesehen, damit der größte Teil (80-90 %) des entnommenen Wassers sicher in die Elbe zurückgeführt werden kann.8 Dazu gehören ein 11 km langer Abwasserkanal, neue Belebungsbecken, eine Gebläsestation für die biologische Abfallbehandlung sowie neue Faulbehälter und Klärbecken für die Schlammbehandlung.9
Abbildung 3 – Die Komplexität der Abwasserbehandlung

Beispiele für Belebungsbecken für Abwasser, mit und ohne Abwasser. Die Abwasserbehandlung umfasst mehrere Schritte, die viele Arten von technischer Infrastruktur erfordern. Quelle: Wastewater Digest, SA Five Engineering, Veolia, Februar 2025.
Frankreich – Vorreiter im Kampf gegen PFAS
Die Region Île-de-France im Norden Zentralfrankreichs läutet eine Offensive gegen Mikroschadstoffe ein. SEDIF (Syndicat des Eaux d'Île-de-France), der Maßstäbe setzende Wasserversorger für die Region Paris, investiert 1 Milliarde EUR in fortschrittliche Reinigungssysteme, die Mikroschadstoffe wie per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) aus der Leitungswasserversorgung entfernen. Die neue Technik kombiniert Nanofiltration und Niederdruckumkehrosmose und ist in der Lage, Partikel aufzufangen, die 100.000 Mal kleiner sind als die Breite eines menschlichen Haares.10
Abbildung 4 – Konventionelle bis ausgefeilte Wasserbehandlung

Die konventionelle Wasserbehandlung (Mikrofiltrationsmembranen, links) kann größere Makropartikel aus der Wasserversorgung abfangen. Um die immer komplexer werdenden industriellen Schadstoffe zu entfernen, ist eine immer ausgefeiltere Filtration erforderlich (Nanofiltration, rechts). Quelle: Lubron UK. März 2025.
Forschung nachgewiesen wurde, dass diese Stoffe für Mensch und Umwelt giftig sind. Für die Pariser Bevölkerung war das Problem zuletzt sehr präsent, da in Leitungswasserproben ungewöhnlich hohe Konzentrationen festgestellt wurden.11 Die neue Reinigungstechnologie wird in zwei Wasserbehandlungsanlagen in Val-de-Marne und Seine-Saint-Denis installiert und in einer dritten Anlage in Mery-sur-Oise nachgerüstet, die alle Paris und die umliegenden Regionen versorgen. Alle Einrichtungen sollen bis 2032 voll funktionsfähig in Betrieb gehen. 12
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) sind eine Gruppe von Chemikalien, die in vielen Branchen noch immer weit verbreitet sind. Die steigenden Konzentrationen in Gewässern und Böden beunruhigen jedoch Wissenschaft, Behörden und Bevölkerung. SEDIF wird die Ergebnisse aus diesen Anlagen nutzen, um später fortschrittliche Verfahren zur Entfernung von PFAS im Versorgungsmaßstab bei seinen industriellen Herstellern einzusetzen. 13
England und Wales – Mit Investitionsströmen die Wasserknappheit bekämpfen
Die zunehmenden Wasserprobleme in England haben die nationale Wasserregulierungsbehörde Ofwat dazu veranlasst, Ausgaben in Rekordhöhe zur Verbesserung der Wasserinfrastruktur zu genehmigen. Der im Dezember 2024 veröffentlichte Asset Management Plan 8 (AMP8) erlaubt es den Versorgern, in den nächsten fünf Jahren insgesamt 126 Milliarden EUR (104 Milliarden GBP) in Wasserprojekte zu investieren. Das ist ein Anstieg von 76 % gegenüber dem AMP7, dem Vorgängerprogramm für den Zeitraum 2020-2025.14
Abbildung 5 – Beispiellose Investitionspläne der Ofwat

Regionen, in denen Investitionen in die Wasserinfrastruktur geplant sind. Quelle: Ofwat, Price Determinations Report, 2024.
1 GBP = 1,21 EUR, Wechselkurs der Bank of England am 31. Dezember 2024
Dauerhaft unzureichende Investitionen in Infrastruktur und Wartung haben dazu geführt, dass jährlich bis zu 1 Billion Liter Wasser (etwa ein Fünftel der behandelten Wasservorräte) aus dem System entweichen.15 Ausgedehnte sommerliche Hitzewellen in den Jahren 2022 und 2023 haben zudem die Hälfte der englischen Stauseen auf ein außergewöhnlich niedriges Niveau sinken lassen, wodurch London nur noch dreieinhalb Wochen lang Wasser speichern konnte.16,17 Der Plan sieht den Bau neuer Stauseen vor, die in regenreichen Zeiträumen Regenwasser und Abflüsse speichern können, um die Wasserknappheit in trockenen Zeiträumen zu lindern, was seit drei Jahrzehnten nicht mehr geschehen ist.18
Fazit
Regionale Investitionen veranschaulichen nicht nur die geografische, sondern auch die sektorale Vielfalt, die Robeco mit seiner Strategie Sustainable Water verfolgt. Sie ist stark in der großen Auswahl an Unternehmen engagiert, die Infrastrukturen im industriellen Maßstab bereitstellen, und profitiert auch vom Wachstum der Chips und Rechenzentren, die die Grundlage für die digitale Wirtschaft der Zukunft bilden. Neue strukturelle Faktoren sorgen für neue Wachstumsbereiche, wie z. B. die Eindämmung der Risiken des Klimawandels und eine verringerte Bedrohung durch neue Schadstoffe in der Wasserversorgung.
Dank dieser Breite und Tiefe ist die Strategie langfristig gesehen eine nahezu „wasserdichte“ Anlagemöglichkeit.
Wichtiger Hinweis: Die in diesen Artikel genannten Unternehmen dienen nur zur Veranschaulichung der Anlagestrategie zum 28. Februar 2025. Diese Unternehmen werden nicht unbedingt von der Strategie gehalten. Über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens kann zudem keine Aussage abgeleitet werden.
Sustainable Water D EUR
Fußnoten
1 Il Post, Februar 2025. Il nuovo piano dell’Emilia-Romagna contro le alluvioni.
2 Italienische Regierung, Ministerratspräsidium. Investitionen in Kanalisation und Abwassersysteme.
3 La Repubblica, März 2025. A2A inaugura il depuratore di Calvisano: pilastro di un maxi-piano da 81 milioni per l’acqua.
4 175 Mio. CHF, umgerechnet zum Wechselkurs der Schweizerischen Nationalbank von 1 EUR = 0,94 CHF, 4. März 2025.
5 Kanton Zürich, Entlastungsstollen. Abgerufen im Februar 2025. Entlastungsstollen Sihl-Zürichsee | Kanton Zürich.
6 Zeitung für kommunale Wirtschaft, Oktober 2023. Neues Abwasserbeseitigungskonzept für Dresden bis 2038.
7 Global Construction Review, August 2024. ESMC ist ein Joint Venture zwischen dem taiwanesischen Unternehmen TSMC (mit einem Anteil von 70 %), den deutschen Unternehmen Bosch und Infineon sowie dem niederländischen Unternehmen NXP Semiconductors, die jeweils 10 % halten. Das Werk wird außerdem 5 Mrd. EUR an staatlichen Beihilfen erhalten.
8 Website von Silicon Saxony, September 2023. Neues Flusswasserwerk an der Elbe entkoppelt die Wasserversorgung für Industrie und Bevölkerung.
9Ibid.
10 Les Echos, Dezember 2024. Le puissant Syndicat des eaux d'Ile-de-France investit un milliard dans ses usines.
11 RFI, Januar 2025. Tap water in French cities contaminated by toxic forever chemicals.
12 L’Eau, L’Industrie, Les Nuisances, Februar 2025. Le Sedif met en service des pilotes de filtration membranaire haute performance - La Revue EIN
13 Ibid.
14 Ofwat, Final Price Review Report, Dezember 2024.
15 Financial Times, August 2023. Parts of England at risk of running out of water…
16 Ibid.
17 Financial Times, September 2023. The UK is at risk of running low on water. Why?
18 Ibid.