12-04-2023 · Einblick

Global Climate Survey – Investoren bleiben dem Netto-Null-Ziel treu

Die Investoren bleiben dem Ziel von netto null CO2-Emissionen treu. Schwieriger ist allerdings die Umsetzung der Dekarbonisierung. Das ergab der Global Climate Survey 2023 von Robeco.

    Autoren/Autorinnen

  • Lucian Peppelenbos - Climate & Biodiversity Strategist

    Lucian Peppelenbos

    Climate & Biodiversity Strategist

Fast die Hälfte der Investoren treibt ihre Netto-Null-Bestrebungen in der einen oder anderen Weise voran. Insgesamt sind es 48 % gegenüber 45 % in der Umfrage von 2022. Die Zahl der Investoren, die bereits zugesagt haben, ihr verwaltetes Vermögen bis 2050 CO2-neutral zu machen, ist leicht von 27 % auf 25 % gefallen. Dagegen erhöhte sich der Anteil derer, die derzeit im Begriff sind, solche Zusagen abzugeben, von 18 % auf 23 %.

Der größte Anteil entfällt auf die noch Unentschlossenen. So prüfen derzeit 35 % der Investoren, wie sich eine Netto-Null-Zusage auf ihre Portfolios auswirken würde und ob sie für sie darstellbar ist. Dies ergab sich aus der dritten jährlichen Umfrage unter 300 Investoren aus dem gesamten Investmentspektrum – von Asset-Managern und Asset-Ownern bis hin zu Pensionsfonds, Versicherern und Banken.

Einhaltung des Pariser Klimaabkommens

Die Notwendigkeit der Erreichung des Netto-Null-Ziels ergibt sich aus dem Pariser Klimaabkommens. Dieses zielt darauf ab, den Anstieg der globalen Temperaturen bis zum Ende dieses Jahrhunderts auf deutlich unter 2 Grad Celsius über vorindustriellen Niveaus zu begrenzen. Zu diesem Zweck muss die Welt bis 2050 CO2-neutral werden, hauptsächlich durch Senkung von Emissionen.

Die Net Zero Asset Managers Initiative wurde 2020 von globalen Investoren, darunter Robeco, unterzeichnet. Sie haben sich im Rahmen des Net Zero Carbon Pledge dazu verpflichtet, ihr gesamtes verwaltetes Vermögen bis zur Mitte des Jahrhunderts zu dekarbonisieren. Bislang ist Europa führend, was diese Zusage angeht. So haben sich dort 37 % der Investoren zum Netto-Null-Ziel bekannt. In der asiatisch-pazifischen Region sind es dagegen 20 % und in Nordamerika 19 %.

An der Spitze der Investoren stehen dabei die Versicherer. Von ihnen haben 39 % eine entsprechende Zusage abgegeben, nicht zuletzt da der Versicherungssektor zu den Bereichen gehört, die im Hinblick auf den Klimawandel am anfälligsten sind. Im Vergleich dazu sind es 28 % bei institutionellen Anlegern und 19 % bei Wholesale-Anbietern.

Hat Ihr Unternehmen eine öffentliche Zusage gemacht, in seinem Anlageportfolio bis 2050 netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen, oder ist es im Begriff das zu tun?

Hat Ihr Unternehmen eine öffentliche Zusage gemacht, in seinem Anlageportfolio bis 2050 netto null Treibhausgasemissionen zu erreichen, oder ist es im Begriff das zu tun?

Das Problem der Scope 3-Emissionen

Die Emissionssenkung ist weiterhin entscheidend für die Dekarbonisierung und erstreckt sich auf drei Emissionsformen. Scope 1-Emissionen werden von einem Unternehmen selbst erzeugt, während Scope 2-Emissionen aus der Energie resultieren, die zur Herstellung eines Produkts eingesetzt wird. Die Scope 3-Emissionen sind am schwierigsten zu quantifizieren. Sie ergeben sich nämlich entlang der gesamten Wertschöpfungskette über den Lebenszyklus eines Produkts hinweg. Im Falle eines Automobils beispielsweise können diese über Jahrzehnte anfallen.

Die Umfrage ergab, dass 55 % der Investoren ein allgemeines Verständnis der wichtigsten Auswirkungen ihrer Portfolios auf die Emissionen entwickelt haben. Unterdessen haben 42 % den CO2-Fußabdruck anhand von Daten zu ihren Scope-1- und Scope-2-Emissionen tatsächlich berechnet. Nur 20 % allerdings ermitteln auch die Scope 3-Emissionen. Dieser Wert könnte sich erhöhen, da das International Sustainability Standards Board (ISSB) Pläne bekanntgegeben hat, im weiteren Verlauf des Jahres 2023 Angaben zu den Scope 3-Emissionen verpflichtend zu machen.

Ebenfalls von zentraler Bedeutung beim Wandel ist das Ausgangsniveau – Unternehmen, die derzeit hohe Emissionen aufweisen, sich aber real um die Dekarbonisierung bemühen. Nur 27 % gaben an, dass sie einen Überblick in Bezug auf den künftigen Emissionspfad der Unternehmen, in denen sie investiert sind, gewonnen haben. Dies ist entscheidend dafür zu verstehen, welche Firmen glaubwürdige Anstrengungen in punkto Wandel unternehmen. Unternehmen, die diesbezüglich im Rückstand sind, lassen sich häufig als Kandidat für einen Dialog identifizieren.

What the 2023 Global Climate Survey means for investors

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Senkung der Emissionen

Während die Einsatzbereitschaft für das Netto-Null-Ziel zunimmt, erweist sich die tatsächliche Umsetzung als schwieriger. Das ist teilweise auf die Probleme bei der Berechnung von Emissionen zurückzuführen. Um das Netto-Null-Ziele zu erreichen, ist auf Portfolioebene eine Dekarbonisierung um rund 7 % pro Jahr ab heute bis 2050 erforderlich. Das wiederum verlangt die Festlegung von Zielen für die Unternehmen im Portfolio, man kann sich also nicht einfach auf eine rasche Lösung durch eine Desinvestition stützen.

Etwa 53 % der Investoren gaben an, dass sie Ziele zur CO2-Reduzierung auf Assetklassen-Ebene festgelegt haben, also beispielsweise bei einem Aktienprodukt. Jedoch haben nur 29 % derer, die Netto-Null-Zusagen abgegeben haben, auch Zwischenziele zum Beispiel über einen 5-Jahres-Zeitraum bestimmt. Und nur 13 % haben Ziele auf Emittentenebene festgelegt, die den Fokus auf die Unternehmen selbst legen.

Was umfasst Ihr Ansatz bezüglich Netto-Null-Zielen im Portfolio derzeit? Oder, falls der Ansatz noch in Arbeit ist, was wird er in den nächsten zwölf Monaten umfassen?

Was umfasst Ihr Ansatz bezüglich Netto-Null-Zielen im Portfolio derzeit? Oder, falls der Ansatz noch in Arbeit ist, was wird er in den nächsten zwölf Monaten umfassen?

Streben nach Klimalösungen

Das verfolgen des Netto-Null-Ziels hat Auswirkungen auf die Portfoliopositionen. Das gilt vor allem für die zunehmende Nachfrage nach Anlagestrategien mit geringem CO2-Fußabdruck. Etwa 25 % der Investoren sagten, dass sie ihre Anlagen in Investmentprodukten mit gezielter Ausrichtung auf Klimalösungen wahrscheinlich ausbauen werden. 11 % haben dies bereits getan. Eine ähnliche Zahl gab an, dass sie ihre Investments in Strategien mit CO2-armem Ansatz erhöhen werden.

In beiden Fällen sind europäische Investoren führend – 40 % streben Klimalösungen und 49 % CO2-arme Ansätze an – damit liegen sie vor Investoren aus der asiatisch-pazifischen Region und Nordamerika. Das bedeutet, dass große Kapitalvolumina um begrenzte Anlagechance konkurrieren könnten, bis das Angebot an klimaorientierten Anlagen größer wird. Rund 29 % der Befragten sagten, dass sie zu klimabezogenen Benchmarks übergehen werden. Das könnte größere Auswirkungen auf Mandate haben, welche Indizes abbilden.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihr Unternehmen eine der folgenden Maßnahmen in den nächsten zwölf Monaten ergreifen wird, um sein Investmentportfolio zu dekarbonisieren?

Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihr Unternehmen eine der folgenden Maßnahmen in den nächsten zwölf Monaten ergreifen wird, um sein Investmentportfolio zu dekarbonisieren?

Allgemeiner Klimawandel

Die Ergebnisse stehen im Einklang mit der Hauptfrage der Umfrage, nämlich nach dem Anteil der Investoren, für die das Thema Klimawandel ein wesentlicher Bestandteil oder ein zentrales Element ihrer Anlagepolitik ist. Dieser ist mit 71 % weitgehend stabil geblieben. Er hat sich infolge einer Reihe ungünstiger Faktoren gegenüber dem Wert von 2022 (75 %) nur etwas verringert. Projektionen zufolge soll der Wert allerdings in den nächsten beiden Jahren auf 85 % steigen.

Belastet wurde die Stimmung durch gestiegene geopolitische Unsicherheit im Anschluss an die russische Invasion in der Ukraine. Dieses Ereignis hat den Inflationsdruck verstärkt und zu einem Anstieg der Energiepreise geführt, insbesondere in Europa. Das veranlasste einige Investoren dazu, ihre Pläne, sich kurzfristig von Positionen im Bereich fossile Brennstoffe zu trennen, zu stoppen oder zu revidieren.

Lesen Sie den vollständigen Umfragereport hier

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