21-01-2020 · Einblick

Konsumtrends 2020: Essenslieferungen, Vermenschlichung von Haustieren, Konkurrenzkampf bei Streaming-Diensten

Neues Jahr – neue Anlageideen? Während die Anleger die Aussichten für die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte im Jahr 2020 überdenken, stellen die Trendinvestoren Jack Neele und Richard Speetjens drei wichtige Trends heraus, die das Ausgabeverhalten der Verbraucher weltweit prägen.

    Autoren/Autorinnen

  • Jack Neele - Portfolio Manager

    Jack Neele

    Portfolio Manager

  • Richard Speetjens - Portfolio Manager

    Richard Speetjens

    Portfolio Manager

Online-Essensbestellungen und -Lieferungen

Der Markt für Online-Essensbestellungen und -Lieferungen ist relativ jung. Nach einer Phase umfangreicher Investitionen findet dort eine rapide Konsolidierung statt. Eine der treibenden Kräfte hinter dieser Entwicklung ist die niedrige Profitabilität vieler Anbieter. Verantwortlich dafür ist die nach wie vor geringe Marktdurchdringung und die oft weiterhin dominierende Konkurrenz der traditionellen Telefonbestellung.

Doch in Regionen mit hoher Konzentration und steigender Marktdurchdringung erzielen die Anbieter mittlerweile rasch steigende Gewinne. Das wiederum sollte zu einer weiteren Konzentration führen, aus der eine kleine Zahl dominierender Anbieter resultiert, die profitabel sind, während sich ihre Mitbewerber wahrscheinlich weiterhin schwertun. Abbildung 1 zeigt die wichtigsten Anbieter von Online-Essenslieferanten in verschiedenen Ländern.

Abbildung 1: Wichtigste Anbieter von Online-Essenslieferungen in verschiedenen Ländern

Abbildung 1: Wichtigste Anbieter von Online-Essenslieferungen in verschiedenen Ländern

Quelle: Frost & Sullivan, Robeco


Die Gewinner werden diejenigen sein, die ihre Lieferkosten möglichst gering halten können – entweder weil die Arbeitskosten im jeweiligen Land niedrig sind oder die Kundendichte sehr hoch ist. In Ländern, in denen sich die Bevölkerung stark auf Großstädte konzentriert, beispielsweise in Südkorea, sind Online-Essenslieferanten offensichtlich im Vorteil.

Nach Einschätzung von Neele und Speetjens wird der Markt in den nächsten Jahren weiter rapide wachsen und sich konsolidieren. Im Schnitt liegt die Marktdurchdringung bei Online-Essenslieferungen bei rund 10-12 %. In stärker entwickelten Ländern wie Großbritannien und den Niederlanden kann sie auch 25 % erreichen. Daher besteht in vielen Ländern noch erhebliches Wachstumspotential.

Im letzten Jahr kam es in wichtigen Märkten für Online-Essenslieferungen zu einer umfangreichen Konsolidierung, beispielsweise in Deutschland, Großbritannien und Südkorea. Aus den Zusammenschlüssen entstanden dominierende Unternehmen für Essenslieferungen, die hohe und robuste Gewinnmargen erzielen können.

Der Markt für Online-Essenslieferungen wird in den nächsten Jahren weiter rapide wachsen und sich konsolidieren

Vermenschlichung von Haustieren

Weltweit nimmt die Zahl der Haushalte mit Haustieren zu. Gleichzeitig steigen auch die Ausgaben, die die Besitzer für ihre „tierischen“ Gefährten tätigen. Laut der jüngsten Erhebung der American Veterinary Medical Association besitzen beispielsweise in den USA mehr als 55 % der Haushalte ein Haustier. Des Weiteren ist das Umsatzvolumen der Haustierbranche über die Jahre stetig gewachsen, sogar während der Finanzkrise 2008/2009 (siehe Abbildung 2).

Abbildung 2: Umsatz der US-Haustierbranche (in Mrd. US-Dollar)

Abbildung 2: Umsatz der US-Haustierbranche (in Mrd. US-Dollar)

Quelle: American Pet Products Association, Robeco

Zum Teil lässt sich der stabile Anstieg der globalen Ausgaben von Verbrauchern für Haustiere auf den Trend der „Vermenschlichung von Haustieren“ zurückführen. Konsumenten betrachten ihre Haustiere demnach zunehmend als Familienmitglieder. Daher sind viele Konsumenten bereit, mehr für Haustiernahrung und andere Produkte auszugeben, die das Leben ihrer Haustiere verbessern können.

Um von diesem Trend profitieren, kann man entweder in Hersteller von Haustierfutter investieren oder in Unternehmen, die Impfstoffe und Arzneimittel für Haustiere anbieten. Solche Futter- und Pharmaunternehmen müssen nicht zwangsläufig auf Haustiere beschränkt sein, doch kann das haustierbezogene Segment bei ihnen einen sehr erheblichen Anteil an den Erträgen und Gewinnen haben. Solche Firmen weisen tendenziell auch ein starkes Wachstum und hohe Margen auf.

Doch gibt es auch zahlreiche weitere Unternehmen, die von diesem Trend profitieren können, so Neele und Speetjens. Ein Beispiel dafür sind Firmen für Online-Bestellungen von Haustierfutter. Da Haustierfutter ein großes Volumen aufweist, ist das Modell der Online-Bestellung und -Lieferung dafür sehr gut geeignet. Derzeit beträgt die Marktdurchdringung bei Online-Lieferungen von Haustierfutter und zugehörigen Produkten in den USA rund 15 %. Dieser Wert könnte in den nächsten Jahren ohne weiteres auf mehr als 25 % steigen.

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Konkurrenzkampf bei Streaming-Diensten

Der Konkurrenzkampf von Streaming-Diensten ist zwar kein neues Thema. Doch waren die letzten Monate von einer Reihe von Initiativen geprägt, die die Angebotslandschaft verändern könnten. Nachdem Netflix lange Zeit der dominierende Anbieter war, bieten Apple und Disney mittlerweile eigene Streaming-Dienste an. Die Überlegung bei diesen Unternehmen ist die, eine direkte Verbindung zum Endverbraucher herzustellen, um besser über zukünftige Investitionen in Inhalte entscheiden zu können.

Abbildung 3: Konkurrenzkampf bei Streaming-Diensten

Abbildung 3: Konkurrenzkampf bei Streaming-Diensten

Quelle: Getty

Natürlich kann der verstärkte Wettbewerb auf kurze Sicht die Preissetzungsmacht der Anbieter begrenzen. Doch nach Einschätzung von Neele und Speetjens sollte der Markt groß genug sein, um Disney und Netflix eine Koexistenz zu erlauben. Außerdem wird ein stärker diversifiziertes Angebot von Streaming-Diensten wahrscheinlich dazu führen, dass immer mehr Verbraucher ihre traditionellen Fernsehen-Abonnements durch eine Kombination von Streaming-Abonnements ersetzen.

Ein stärker diversifiziertes Angebot von Streaming-Diensten wird wahrscheinlich dazu führen, dass immer mehr Verbraucher ihre traditionellen Fernsehen-Abonnements durch eine Kombination von Streaming-Abonnements ersetzen

Im Zusammenhang mit dem Konkurrenzkampf bei Streaming-Diensten stehen auch die Veränderungen in der Musikbranche. Nach zwei Jahrzehnten des Niedergangs ist dort seit einigen Jahren wieder Wachstum zu verzeichnen. Dies ist insbesondere dem Erfolg einer Handvoll von Streaming-Plattformen zu verdanken. Mittlerweile entfallen rund 45-50 % des gesamten Umsatzes der Musikbranche auf das Streaming-Segment.

Ein Weg, von diesem Comeback zu profitieren, sind Investitionen in Streaming-Plattformen oder Musiklabels. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Da sich das Geschäftsmodell von Künstlern radikal gewandelt hat und Streaming mittlerweile als eine Möglichkeit zur Vermarktung von Konzerten gilt, können auch Unternehmen, die Konzerthallen betreiben oder Konzertkarten online verkaufen, attraktive Anlagechancen darstellen.

Fazit

Angesichts einer ungewissen Zukunft mit möglicherweise langsamerem Wirtschaftswachstum und des aktuellen Umfelds weltweit sehr niedriger Zinsen sind wir der Meinung, dass Investoren sich auf hochwertige Wachstumstitel konzentrieren sollten. Unternehmen hoher Qualität mit wertvollen immateriellen Vermögenswerten, geringer Kapitalintensität, hohen Margen und überlegenen Kapitalrenditen haben in der Vergangenheit überdurchschnittliche Renditen erzielt. Gleichzeitig bieten sie Schutz vor Verlusten in einem volatilen Marktumfeld.

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