Vor fast einer Woche sprach Trump über einen „Tag der Befreiung“. Jetzt befinden sich die Märkte im freien Fall. Über den Sinn der ausgebrochenen Handelskriege rätseln die Ökonomen.
Doch wie Sander betont, kommt diese Art der Volatilität den Stärken einer risikoarmen, auf Qualität ausgerichteten High-Yield-Strategie zugute. Er schlüsselt die wichtigsten Alpha-Faktoren für High-Yield-Anleihen im Jahr 2025 auf und erklärt, warum sie trotz der Turbulenzen noch immer einen Platz in den Portfolios der Anleger verdienen – vor allem derzeit.
Das Credit-Team veröffentlichte kürzlich seinen Ausblick: Trennung und Streuung. Welche drei Faktoren für Alpha sind in den bevorstehenden Quartalen für High-Yield-Anleihen am wichtigsten?
„Einer der wichtigsten Faktoren wird die regionale Allokation sein, also die Tatsache, dass wir europäische High-Yield-Anleihen übergewichtet und US-High-Yield-Anleihen untergewichtet haben, unserer Position zugute kommen wird. Europa schneidet besser ab, und das wird sich voraussichtlich fortsetzen, weil die USA sich selbst ins Bein schießen. Das Risiko einer Rezession – oder sogar eines Stagflationsszenarios – in den USA sollte nicht ausgeschlossen werden. Dies trifft auf Europa nicht zu. Die USA verlieren den Handel mit allen ihren Handelspartnern. Europa verliert hauptsächlich die USA, kann aber immer noch mit anderen Ländern und Kontinenten wie Asien Handel treiben.“
„Der zweite Faktor ist die Streuung. Hoch- und minderwertige Unternehmensanleihen werden auseinanderdriften. Minderwertige wie z. B. CCC-Anleihen – die wir strukturell untergewichtet haben – werden von geringerem Wachstum, potenziell höheren Spreads und Refinanzierungsproblemen betroffen sein, die zu mehr Zahlungsausfällen führen werden. Unsere Übergewichtung von höherwertigen Anleihen dürfte der relativen Performance zugute kommen, da höhere Spreads nicht immer höhere Renditen bedeuten, vor allem wenn es zu Zahlungsausfällen kommt. Spread ist nicht gleichbedeutend mit Rendite – was in Zeiten von hoher Volatilität deutlich wird. Wie das quantitative Research verdeutlicht, können Anlagen mit geringerem Spread im High-Yield-Bereich höhere Renditen erzielen.“

Sander Bus
CIO High Yield, Portfolio Manager
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Spread ist nicht gleichbedeutend mit Rendite – was in Zeiten von hoher Volatilität deutlich wird
„Der dritte Faktor ist die Positionierung von Finanztiteln gegenüber Unternehmen. Wir haben eine Übergewichtung im Finanzsektor, da dieser in der Regel stärker auf das Inland ausgerichtet und von internationalen Zollproblemen nicht betroffen ist, da hauptsächlich Kredite an kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) im eigenen Land vergeben werden.“
„Die Emittentenauswahl ist ebenfalls bedeutsam, vor allem in Zeiten des Abschwungs. Hier heben sich gute von schlechten Managern ab. Alle unsere Analysten arbeiten jeden Tag an der Emittentenauswahl.“
War die Ausrichtung auf Qualität ein Schlüsselfaktor für die relative Performance des letzten Jahres?
„Ja, im letzten Jahr sind die Spreads allgemein gesunken, wobei Anleihen mit hohen Spreads und solche mit CCC-Rating eine Outperformance erzielten. Aufgrund unserer Qualitätsausrichtung hatten wir ein Beta von unter 1, was dazu führte, dass wir bei solchen Aufschwüngen eine unterdurchschnittliche Performance verzeichneten.“
„Unsere Strategie ist allerdings darauf ausgerichtet, in einem solch volatilen Umfeld, auf das wir uns jetzt zubewegen, eine Outperformance zu erzielen, indem wir eine Übergewichtung in höherwertigen Emittenten wie BB und B beibehalten und in riskanteren, minderwertigeren Segmenten wie CCC strukturell untergewichtet bleiben.“
High Yield Bonds DH EUR
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Und wie ist die Strategie jetzt aufgestellt?
„Dinge verändern sich derzeit sehr rasant. Als Anleger, die gegen den Marktrend investieren, sehen wir darin eine Chance – auch wenn das makroökonomische Umfeld unsicher erscheint. Wir haben das Credit-Beta des Portfolios schrittweise in Richtung 1,0 erhöht, hauptsächlich durch CDS-Indizes wie CDX, wobei wir unseren Qualitätsansatz beibehalten haben. CDS-Indizes sind sehr liquide und bewegen sich in der Regel schneller als der Markt für Baranleihen, vor allem zu Beginn eines Ausverkaufs. So bietet sich uns die Möglichkeit, das Credit-Risiko frühzeitig zu erhöhen, bevor der Markt für Baranleihen vollständig aufgeholt hat. Es handelt sich um einen flexiblen Ansatz, der uns hilft, auf sich schnell verändernden Märkten die Nase vorn zu haben.“
Sind neben Banken, die für die Übergewichtung in Europa verantwortlich sind, noch andere Faktoren erwähnenswert?
„Zu Jahresbeginn waren die Bewertungen in Europa günstiger, obwohl sie jetzt eher mit denen in den USA übereinstimmen. Ich denke, dass sich die fundamentalen Aussichten für Europa relativ verbessert haben, weil sich die Aussichten in den USA deutlich verschlechtert haben. Und die Steuerausgaben in Europa, besonders im Verteidigungssektor, können den durch die Zölle verursachten Rückschlag abmildern.“
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Wie wirken sich Inflation und Zinsunsicherheit auf Ihre Entscheidungsfindung aus?
„Das Schöne an High-Yield-Anleihen ist meiner Einschätzung nach, dass es immer zwei Aspekte zu berücksichtigen gilt: den Spread und die Rendite. In einer Rezession sinken in der Regel die Renditen von Staatsanleihen, während sich die Credit Spreads ausweiten. Diese beiden Effekte können sich teilweise gegenseitig ausgleichen, wodurch die Auswirkungen auf die Gesamtrendite geringer ausfallen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass sich diese Dynamik ändert, wenn die Menschen das Vertrauen in Staatsanleihen verlieren.“
„Wir nehmen keine aktiven Durationspositionen ein – unsere Duration bleibt eng an der Benchmark ausgerichtet. Aber wir beobachten die Zinsprognosen sehr genau, da sie für die Finanzierungskosten der Unternehmen relevant sind.“
Welche wichtige Botschaft haben Sie für Anleger, die sich angesichts des aktuellen Marktumfelds unsicher fühlen?
„Wir bewegen uns auf höhere Spreads zu, die historisch gesehen bessere Einstiegspunkte bieten. Gleichzeitig bedeuten höhere Spreads, dass Anleger besser für das Credit-Risiko entschädigt werden, wodurch die zukünftigen Gesamtrenditen potenziell höher ausfallen könnten. In den vergangenen Jahren waren die Spreads relativ niedrig. Deshalb ist die derzeitige Entwicklung hin zu höheren Spreads im Hinblick auf das künftige Renditepotenzial noch attraktiver.
Außerdem sind die Märkte der Realwirtschaft immer voraus. Selbst wenn eine Rezession erwartet wird, kann sie also schnell eingepreist werden, wodurch weitere Verluste begrenzt werden und ein günstiger Zeitpunkt für einen Einstieg gefunden wird.“
„Anhand dieser Perspektive können Anleger die kurzfristige Volatilität verstehen und wertvolle Einstiegszeitpunkte erkennen.“