Die Verbesserung der Corporate Governance in Schwellenländern, die Dekarbonisierung von Anlageportfolios und das Vorgehen gegen unangemessene Vergütungen sind weitere Themen, denen sich das Active Ownership-Team dieses Jahr widmet.
Jedes Jahr wählt das Team in strukturierter Weise neue Themen für den Unternehmensdialog aus. Dies geschieht in enger Abstimmung mit Kunden und den Investmentteams von Robeco. Der thematische Fokus liegt stets auf finanziell wesentlichen Themen in Bezug auf die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance (ESG) in einer Vielzahl von Anlagesegmenten.
„Die Investmentteams von Robeco stärken mit ihrem gründlichen Verständnis der unternehmensspezifischen Verhältnisse unseren Ansatz beim Unternehmensdialog,” sagt Carola van Lamoen, Leiterin des Active Ownership-Teams. „Indem wir unsere Kunden im Rahmen unserer jährlichen Kundenbefragung konsultieren, stellen wir außerdem sicher, dass die Aspekte, bei denen wir uns engagieren, auch für sie relevant sind.“
Zusammen mit den fünf neuen Themen für 2020 deckt das multinationale und diverse Active Ownership-Team nunmehr 23 Themen für den Unternehmensdialog ab.
Kampf gegen den Verlust an Biodiversität
„Der Verlust an Biodiversität gehört zu den weltweit wichtigsten ökologischen Bedrohungen, die sich in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich auf die Gesellschaft auswirken werden", sagt Van Lamoen. „Anleger sind gegenüber dem Verlust an Biodiversität vor allem durch veränderte Nutzung von Boden betroffen, der sich aus der Abholzung im Zuge der Ausweitung der Agrarproduktion ergibt.“
„Wir wollen, dass Produzenten von Soja, Kakao oder Palmöl sowie Unternehmen, die Nahrungsmittel herstellen, eine Analyse der Auswirkungen ihrer Aktivitäten und/oder ihrer Zuliefererketten auf die Biodiversität durchführen. Außerdem wollen wir, dass sie Pläne entwickeln, um bis 2023 netto keine neue Abholzung mehr zu bewirken.“
„Wie sich die Biodiversität genau auf ein einzelnes Unternehmen auswirkt, ist schwer zu ermitteln. Auf kurze Sicht stellt es kein großes Problem für einzelne Unternehmen dar, wenn es weniger Bienen oder weniger Vogelarten gibt.“
„Betrachtet man dies jedoch auf globaler Ebene, wird sich die Welt deutlich verändern, wenn es zur Auslöschung von Arten kommt. Dies wird sich erheblich auf die Fähigkeit von Unternehmen auswirken, Nahrungsmittel in der bisherigen Größenordnung zu produzieren. Es handelt sich um ein sehr anspruchsvolles Thema, weshalb wir mit diversen damit befassten Stakeholdern zusammenarbeiten, darunter Universitäten, NGOs und der DNB Working Group on Biodiversity. Auf diese Weise wollen wir Informationen darüber erlangen, wie man dieses Thema aus Anlegerperspektive angeht.“
Verbesserung der Sicherheit im Bergbau
Das zweite Thema ist die Verbesserung der Sicherheit bei Bergbauunternehmen, nachdem es zu einer Reihe fataler Unfälle gekommen ist, darunter dem Bruch sogenannter Tailings Dams, hinter denen Abfallprodukte von Bergbauaktivitäten gestaut werden. Im Januar 2019 kamen 248 Menschen in Brasilien ums Leben, als ein solcher Tailings Dam brach.
„Die Unfälle der jüngsten Zeit verdeutlichen, wie sich der Bruch von Tailings Dams in umweltbezogener, sozialer und finanzieller Hinsicht auswirkt“, sagt Van Lamoen. „Die bestehenden Vorschriften reichen nicht aus, um eine Wiederholung solcher Unfälle zu vermeiden – die bei einigen Unternehmen mehrfach aufgetreten sind.“
Robeco ist aktives Mitglied der Investor Mining and Tailings Safety Initiative, eines globalen Programms zur Einflussnahme auf Unternehmen, das von der Church of England und dem Swedish Council on Ethics geleitet wird. Im Lenkungskomitee der Initiative sitzt Robecos Engagement Specialist Sylvia van Waveren.
„Bislang sind im Rahmen der Initiative mehr als 600 Unternehmen gebeten worden, ihre Risiken in Bezug auf Tailings Dams offenzulegen“, sagt Van Lamoen. „Jedoch wird unser Unternehmensdialog weiter gefasst sein als der Fokus der gemeinsamen Initiative. Wir werden auch die Praktiken beim Wasser-Management betrachten, die im Fall von Bergbauunternehmen große Relevanz besitzen. Unser Ziel ist die Umsetzung von bestmöglichen Praktiken beim Wasser-Management.“
Governance in Schwellenländern
Das dritte Thema für den Unternehmensdialog nimmt die Schwellenländer in den Fokus. „Ausgangspunkt ist die Tatsache, dass die Governance-Standards in Schwellenländern häufig von denen in entwickelten Ländern abweichen“, sagt Van Lamoen.
„Diese Unterschiede sind für institutionelle Minderheitsaktionäre häufig nachteilig. Wenn wir also die Corporate Governance solcher Unternehmen verbessern, können wir auch die Position institutioneller Investoren erheblich stärken.“
„Der Fokus dieser Aktivitäten wird hauptsächlich auf Ländern wie Brasilien, Südkorea und China liegen. Dabei werden wir auch nach Möglichkeiten Ausschau halten, gemeinsam mit lokalen Anlegerinitiativen auf entsprechende Vorschriften hinzuwirken.“
Zu diesen lokalen Initiativen gehören die Asian Corporate Governance Association (ACGA) und die brasilianische Associação de Investidores no Mercado de Capitais (AMEC). Robeco arbeitet eng mit diesen Anlegerkooperationen zusammen. So ist unser in Hongkong ansässiger Engagement Specialist Ronnie Lim Mitglied im ACGA Council, während unsere von Rotterdam aus tätige Emerging Markets-Fondsmanagerin Daniela da Costa-Bulthuis Mitglied des AMEC-Boards ist.
Dekarbonisierung von Unternehmen und Portfolios
Im Fokus des vierten Themas steht die zunehmende Notwendigkeit einer Dekarbonisierung der Unternehmen – und damit von Portfolios – um die Zusagen des Abkommens von Paris einzuhalten, das bis 2100 eine Beschränkung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C gegenüber vorindustriellen Niveaus anstrebt. Um dies zu erreichen, muss die Welt bis 2030 ihren CO2-Fußabdruck halbieren und bis 2050 CO2-neutral werden.
„Dies stellt die Fortführung unseres „Climate Action“-Themas dar, dass wir 2018 ins Leben gerufen haben“, sagt Van Lamoen. „Der Klimawandel stellt eindeutig eine erhebliche Bedrohung für Investments und die Weltwirtschaft dar. Um sich dagegen abzusichern, sollten Anleger ihre Portfolios mit den Zielen des Abkommens von Paris in Einklang bringen.“
„Im Fokus dieser Aktivitäten wird die Dekarbonisierung der Unternehmen stehen. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die in absoluter Hinsicht bedeutenden Emittenten, sondern auch auf bedeutende Emittenten in Portfolios, gemessen an ihrer Weighted Average Carbon Intensity.“
Ziel vernünftiger Vergütungsstrukturen
Nicht zuletzt wird sich das Team in Bezug auf die Vergütung von Führungskräften engagieren. Ziel ist dabei, dass die Vergütung die Entwicklung eines Unternehmens (sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf ESG) widerspiegelt, mit den Interessen der Stakeholder in Einklang steht und bestehenden Vergütungspraktiken mit Fokus auf Einfachheit entspricht.
„Die Analyse der Vergütung ist natürlich kein neues Thema, da wir bereits auf Hauptversammlungen in Bezug auf Vergütungsregelungen und zugehörige Reports abstimmen. Somit setzen wir diesen Fokus im Rahmen des Engagements auf Unternehmensebene fort“, sagt Van Lamoen.
„Es gibt dafür neuerliche Impulse sowohl in den USA als auch in der EU, wo die neue Shareholder Rights Directive II von Unternehmen verlangt, dass sie ihre Vergütungsregelung von den Anlegern vorab genehmigen lassen und ihre Praktiken verbessern müssen. So sollten die Vergütungsregelungen für wichtige Führungskräfte auf die langfristige Wertschöpfung des Unternehmens bezogen sein.“
Bleiben Sie über die neuesten Einblicke ins Sustainable Investing auf dem Laufenden
Melden Sie sich für unseren Newsletter an und erfahren Sie, welche Trends das Sustainable Investing prägen.