Am Sekundärmarkt gibt es immer einen Käufer für alle Wertpapiere, von denen wir uns trennen, und umgekehrt. Wir können zwar Einfluss auf die Kurse nehmen, doch der Verkauf oder Kauf von Aktien oder Anleihen führt nicht unmittelbar zu Änderungen in der realen Welt. Es gibt allerdings mehrere Mechanismen, über die Anleger Veränderungen in der Realität bewirken können.
Die Bereitstellung von Kapital für Unternehmen entsprechend ihrem ESG-Profil oder mit Blick auf einen bestimmten Impact kann die Kapitalkosten eines Unternehmens erhöhen (was von Bedeutung ist, wenn es Geld benötigt) oder kann Stakeholdern signalisieren, dass das Unternehmen sein Verhalten ändern sollte. Leider gibt es kaum empirische Evidenz dafür, dass dies besonders effektiv ist.1
Außerdem benötigen Unternehmen mit höheren Kapitalkosten höhere Renditen, was für rein auf den finanziellen Erfolg ausgerichtete Anleger interessant sein könnte. Eine weitere interessante Perspektive in diesem Zusammenhang enthält unser Fünfjahres-Ausblick Expected Returns, wo wir mögliche Klimaauswirkungen auf die Assetpreise untersuchen.2
Unternehmen werden typischerweise anhand von Cashflow-Modellen bewertet. Neben dem langfristigen Argument, dass höhere Kapitalkosten bei wenig umweltfreundlichen Unternehmen zu höheren Renditen führen, lässt sich auch das kurzfristigere Argument einer Anpassungsphase anführen. Dieses berücksichtigt die Auswirkungen des Klimawandels und wie die Cashflows von Unternehmen auf mittlere Sicht vom Klimawandelrisiko beeinflusst werden. Wir unterstellen, dass in den nächsten fünf Jahren eine positive Klimaprämie in den Kursen eingepreist wird, die bei wenig umweltfreundlichen Unternehmen während dieser Anpassungsphase zu niedrigeren Renditen führt.
Aktiv auf mehreren Ebenen
Für uns als Investoren besteht die Herausforderung darin, unseren negativen Impact in der realen Welt zu verringern und unsere positiven Auswirkungen zu erhöhen. Allerdings gibt es keine eindeutige Evidenz dafür, dass wir dies durch Kapitalallokation tun können, obwohl wir andere Wege gefunden haben, um Einfluss auszuüben. Ein Beispiel dafür ist unsere Net Zero Roadmap, die dazu beitragen soll, bis 2050 eine CO2-neutrale Welt zu erreichen. Ein wichtiges Element dabei ist die Dekarbonisierung der von uns verwalteten Assets.
Doch wie oben bereits dargelegt, wird auf dem Globus nicht plötzlich weniger CO2 emittiert, wenn wir uns von den Emittenten mit dem größten CO2-Ausstoß trennen. Aus diesem Grund haben wir weitere Elemente in unsere Roadmap aufgenommen. Dazu gehört die Dekarbonisierung unserer eigenen Geschäftstätigkeit. Diese hat einen direkten Effekt und zeigt, dass wir unseren Worten Taten folgen lassen.
Außerdem versuchen wir, den Wandel durch Dialog mit Unternehmen und Regierungen zu beschleunigen. Nicht zuletzt arbeiten wir auch mit zahlreichen Investoren, Forschern und Brancheninitiativen zusammen, um Standards zu entwickeln und klimakonformes Investieren voranzutreiben. Wir haben zudem zugesagt, mit unseren Kunden gemeinsam auf eine 100 %ige Dekarbonisierung der von uns verwalteten Assets bis 2050 hinzuarbeiten.
Somit ist die Dekarbonisierung ein wesentlicher Bestandteil unserer Net Zero Roadmap und wir sind damit auf mehreren Ebenen aktiv.
Mit Anlagen an Sekundärmärkten Veränderungen bewirke
Dessen ungeachtet weigere ich mich als Veteran im Bereich nachhaltiger Geldanlage einfach zu glauben, dass wir durch das Kaufen und Verkaufen von Aktien am Sekundärmarkt keinen Impact bewirken. Wir beobachten, dass Nachhaltigkeit immer wichtiger wird und dass bestimmte Geschäftstätigkeiten für Investoren immer weniger akzeptabel werden, beispielsweise die Bereiche Tabakproduktion, kontroverse Waffen und Kohle.
Gleichzeitig sind bestimmte Geschäftszweige für Anleger attraktiver geworden, beispielsweise Bereiche wie Energieeffizienz und Elektroautos. Davon geht ein klares Signal an die Unternehmen in den jeweiligen Segmenten aus. Selbst wenn es keine Prämie zu vereinnahmen gibt, werden wir zumindest eine Übergangsphase erleben.
Es gibt allerdings auch einen zweiten Weg, um einen Impact zu erzielen – nämlich indem wir untersuchen, in welchem Umfang Unternehmen Produkte und Dienstleistungen anbieten, die einen eindeutigen Beitrag im Hinblick auf die Herausforderungen in punkto nachhaltige Entwicklung leisten. Wir können außerdem analysieren, inwieweit sie neue Geschäftsmodelle entwickeln und ihre Geschäftstätigkeit auf bislang zu wenig erschlossene Märkte, Länder oder Regionen ausdehnen.
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Wie innovative Firmen etwas Positives bewirken können
Beispiele dafür sind innovative Unternehmen, die ihren Umweltfußabdruck durch Recycling verringern, oder Pharmakonzerne, die an Preismodellen arbeiten, welche auf der Wirksamkeit der Produkte basieren. Das ermöglicht es Ihnen, den Zugang zu Gesundheitsleistungen mittels Digitalisierung günstiger zu machen oder Medikamente in unzureichend erschlossenen Märkten anzubieten.
Solche Unternehmen können gegenüber dem Status quo einen positiven Effekt bewirken. Durch entsprechende Investments erhalten sie Aktionäre als Partner, die ihre Mission und langfristige Ausrichtung unterstützen. Dies hilft den Unternehmen bei der Erreichung ihrer Ziele sowohl in finanzieller Hinsicht als auch im Hinblick auf die angestrebten positiven Auswirkungen. Indem wir also sowohl ESG-Faktoren als auch finanzielle Aspekte berücksichtigen und außerdem eine aktive Eigentümerrolle im Hinblick auf Unternehmen, Regierungen und unsere Kunden wahrnehmen, erhöhen wir tatsächlich unseren Impact.
Fußnoten
1Is Exclusion Effective?, David Blitz und Laurens Swinkels, The Journal of Portfolio Management Ethical Investing 2020. Und Cost of Capital and Sustainability: A Literature Review, Gianfranco Gianfrate, Dirk Schoenmaker, Saara Wasama, Erasmus Platform for Sustainable Value Creation.
25-year Expected Returns: Es wird hitzig