Planet der pelzigen Freunde: Der Haustiersektor floriert weiter

Die Branche für Haustierbedarf erfreut sich langfristigen Wachstums, weil die Haustierhaltung an Beliebtheit zugenommen hat. Schätzungsweise 66 % der Familien in den USA halten heute ein Haustier, verglichen mit 56 % im Jahr 1988. Noch bedeutsamer ist, wie sich die Branche aufgrund demografischer Veränderungen und einer veränderten Lebensweise entwickelt. Diese Veränderungen tragen dazu bei, dass mehr Geld für Produkte und Dienstleistungen für Haustiere, vor allem Hunde und Katzen, ausgegeben wird. Im Jahr 2021 ergab eine von dem Tierarzneimittelhersteller Zoetis und dem Human Animal Bond Research Institute in Auftrag gegebene Umfrage unter 16.140 Hunde- und Katzenbesitzern sowie 1.357 Kleintierärzten aus neun Ländern, dass 95 % der Haustierhalter ihr Tier als Teil der Familie betrachten und 92 % alles tun würden, um ihrem Haustier Schmerzen zu ersparen. Dies wurde durch eine Studie aus dem Jahr 2022 bestätigt (Abbildung 1), die zeigt, dass jüngere Jahrgänge in den USA eine stärkere emotionale Bindung zu ihrem Haustier haben.

Die emotionale Bindung zu Haustieren schlägt sich unmittelbar im Verbrauch von Produkten und Dienstleistungen für die Haustierpflege nieder. Umfragedaten zufolge geben Millennials mehr für ihre Haustiere aus als ältere Tierhalter, insbesondere für Futter und Dienstleistungen der Premiumkategorie. Dies hängt möglicherweise mit dem Rückgang bei Eheschließungen und dem etablierten Trend zusammen, wenn überhaupt, erst später eine Familie zu gründen. Es ist keine Überraschung, dass sich dies auch in empirischen Daten zeigt. Von 2010 bis 2020 hat die Haustierhaltung schätzungsweise um ca. 1 % pro Jahr zugenommen. Die Ausgaben für Haustiere sind aber wesentlich schneller gestiegen (Abbildung 2).

Abbildung 2 zeigt deutlich, dass die Ausgaben für Haustierhaltung rezessionssicher sind und 2008/2009 anders als in fast allen anderen Verbrauchssektoren nicht zurückgegangen sind. Den Grund dafür kann man Umfragen entnehmen, in denen Tierpfleger wiederholt sagten, dass sie ihren eigenen Konsum gerne zugunsten ihres Haustiers zurückschrauben würden. In einer im Februar 2023 im Auftrag des Finanzdienstleisters Synchrony unter 1.500 Haustierhaltern in den USA durchgeführten Umfrage sagten Angehörige der Generation X und der Generation Z, dass sie lieber für ihr Haustier als für Urlaub sparen würden. Noch verwunderlicher ist, dass 49 % der Haustierhalter unter den Millennials zustimmten, dass sie „sogar dem Winterwetter trotzen und draußen im Schnee schlafen würden“, um ihrem Haustier ein zusätzliches Lebensjahr zu schenken. ¹

Unabhängig von dieser unwahrscheinlich klingenden Behauptung zeigen die Daten zu den Ausgaben, dass die Nachfrage nach Haustierbedarf im Lauf der Zeit weniger ermessensabhängig geworden ist. Der Trend zur Vermenschlichung von Haustieren hat auch zur Entstehung von Luxussegmenten in der Haustierpflege geführt, wobei dieser Bereich zunehmenden Anteil an den Verbrauchsausgaben hat. Diese Kombination aus Wachstum und defensiven Eigenschaften ist wertvoll.

Es ist keine Überraschung, dass die Ausgaben für Futter und Tierärzte die größten Segmente in der Haustierpflege sind. Bezeichnend ist aber, dass diese Segmente weiter kräftig wachsen. Der Markt für Haustiernahrung hat sich enorm entwickelt, wobei das Premiumsegment expandiert, was angesichts der größeren emotionalen Bedeutung von Haustieren nachvollziehbar ist. Laut einer Umfrage von Oliver Wyman sind Qualität, Gesundheit und Ernährung sowie Zutaten die drei wichtigsten Kriterien für Käufer von Premium-Tiernahrung – weit vor dem Preis.² Die Anzahl der Marken und Start-up-Unternehmen im Bereich Haustiernahrung hat explosionsartig zugenommen, vor allem durch die Nutzung von E-Commerce-Kanälen. Andere Segmente der „Haustierwirtschaft“ wie insbesondere Dienstleistungen wachsen ebenfalls, sind aber bisher für Investments weniger zugänglich.

So wie bei der Haustiernahrung ist auch bei der Haustiermedizin Wachstum zu beobachten, weil die Zahl der Haustiere insgesamt zunimmt und mehr Behandlungen in Anspruch genommen oder angeboten werden. Die Marktzutrittsschranken in diesem Segment sind hoch, wobei Tierärzte und größere Tierarztpraxen der wichtigste Vertriebskanal sind. Erstens werden Tierärzte als wichtige Ressource für alle Aspekte der Haustierpflege angesehen, und zweitens stehen Haustierhalter regelmäßig und bewusst im Kontakt zu Tierärzten, und zwar nicht nur wegen einer Erkrankung. Drittens spielen Tierärzte eine wichtige Rolle bei der Rezeptausstellung für Haustiere, wobei es anders als in der Humanmedizin mit ihrem etablierteren Markt für rezeptfreie Arzneimittel nur wenige alternative Wissensquellen oder -kanäle gibt.

Die Konsolidierung unter Tierkliniken in den USA schreitet stetig voran. Dabei schließen sich kleinere Tierkliniken großen Klinikverbünden an, deren Eigentümer oft Private-Equity-Unternehmen sind. Nach Angaben von National Veterinary Associates Inc., einem Anbieter von Tierarztleistungen mit mehr als 1.400 Tierkliniken (die JAB Holdings gehören), sind etwa 20-25 % der Tierarztpraxen in den USA konsolidiert. Diese Tierarztnetzwerke haben mit 40-45 % auch einen höheren Anteil am Gesamtmarkt, und die zunehmende Konsolidierung unter Tierkliniken durch Berufsverbände könnte die Dynamik bei der Preissetzungsmacht, Operationalisierung und Effizienzsteigerung verändern. Dies wiederum könnte Unternehmen, die Tierärzte beliefern, nützen oder sie bedrohen – je nachdem, wie sie positioniert sind.

Eine weitere offensichtliche Anlagemöglichkeit ist die Versicherung von Haustieren, die vor allem in den USA eine sehr geringe Marktdurchdringung aufweist. Unserer Ansicht nach könnten die steigenden Preise für Tierarzneimittel und therapeutische Behandlungen dies aber ändern. Laut Bank of America zeigen Statistiken aus anderen Ländern, dass Schweden, wo 40 % der Haustiere versichert sind, das Vereinigte Königreich mit 25 %, die Niederlande mit 8 % und Frankreich mit 5 % bei der Versicherung von Haustieren an der Spitze stehen. In den USA und Kanada sind dagegen lediglich 2,5 % bzw. 2,7 % der Haustiere versichert. Früher waren diese Zahlen noch niedriger; doch in den USA ist dieser Sektor in den letzten Jahren stetig gewachsen.

Der Sektor für Haustierpflege stellt ein umfangreiches und vielfältiges Anlageuniversum dar, und wir erhöhen im Rahmen unseres Trends Gesundheit & Wohlergehen allmählich unsere Positionen in diesem Sektor, zurzeit vor allem wegen seiner defensiven Eigenschaften. Zum Teil positionieren wir uns über Anbieter schnell umschlagender Verbrauchsgüter, die zwar eher für andere Produktkategorien bekannt sind, aber dennoch eine bedeutende Rolle in diesem Wachstumssektor spielen.

Schon vor der Pandemie haben wir im Bereich Haustierpflege investiert. Bemerkenswert ist jetzt aber die weitere Verstetigung der Entwicklungen in diesem Sektor, die sich durch die Covid-Pandemie verstärkt haben. Wir konzentrieren uns darauf, die strukturellen Gewinner des Trends Haustierhaltung zu finden, seien es etablierte Marktführer oder neue Marktteilnehmer in Bereichen wie dem Einzelhandel, E-Commerce, der Premium-Tiernahrung oder Haustierversicherung. Und der gesamte Sektor wird eine wachsende Rolle in unserer Verbraucherstrategie spielen.

Fußnoten

¹
https://swnsdigital.com/us/2023/04/going-on-vacation-gen-z-would-rather-save-that-money-for-their-pet/
²
https://www.oliverwyman.com/content/dam/oliver-wyman/v2/media/2021/feb/The_Fur_Baby_Boom_final.pdf