14-06-2023 · Einblick

Aufstellung einer Agenda für zukünftiges Research zu nachhaltigem Investieren

Der nächste Schritt im Research zu nachhaltigem Investieren bei Robeco ist die Beschaffung von Daten und die Entwicklung von Kennzahlen und Instrumenten in Bezug auf Biodiversität, Menschenrechte und Kreislaufwirtschaft. Dies kommt zur Feinabstimmung der in letzter Zeit entwickelten Analyseverfahren und Methoden für klimagerechtes Investieren hinzu.

    Autoren/Autorinnen

  • Lucian Peppelenbos - Climate & Biodiversity Strategist

    Lucian Peppelenbos

    Climate & Biodiversity Strategist

Das ist keine leichte Aufgabe. Die geringe Verfügbarkeit von Daten ist ein echtes Hindernis, und Research-Mitarbeiter müssen sich mit hochkomplexen Konzepten auseinandersetzen, um einfache und funktionsfähige Instrumente zu entwickeln, die auf alle Anlageprozesse angewendet werden können.


Verstehen, wie jede Kapitalanlage zu einer nachhaltigeren Zukunft beiträgt

Lucian Peppelenbos, Klima- und Biodiversitätsstratege bei Robeco, hat für laufende und zukünftige Research-Projekte große Ziele. „Wir wollen verstehen, wie jedes Unternehmen in unseren Portfolios zum Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft, zu einer Kreislaufwirtschaft und zu einer Gesellschaft beiträgt, in der die Menschenrechte im weiteren Wortsinn geachtet werden.“

In der Praxis sind dafür Vordenkerschaft und die Entwicklung von Kennzahlen erforderlich, mit denen diese Wechselbeziehungen quantifiziert werden können.
Durch Verbindung des Fachwissens von SDG-, Klima- und Biodiversitätsstrategen, der Research-Mitarbeiter im Bereich nachhaltiges Investieren, des Active-Ownership-Teams, der Datenwissenschaftler und der Fundamentalanalysten macht Robeco bei der Vertiefung seiner Erkenntnisse in Bezug auf SDG- und Climate Investing gute Fortschritte. Als einer der ersten Assetmanager hat Robeco formell ein eigenes Rahmenkonzept für Investments mit Fokus auf den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) entwickelt und arbeitet seit drei Jahren an seiner „Sector Decarbonization Pathway“-Methode.

Die Integration von Vorhersageelementen in diese Methoden – z. B. in Instrumente, mit denen man beurteilen kann, inwieweit Unternehmen auf globale Klimaziele ausgerichtet sind – ist allerdings eine Herausforderung.

„Mittlerweile nehmen wir alle Bewertungen von CO₂-Fußabdrücken vor. Das ist übliche Praxis. Der schwierige Teil ist die zukunftsgerichtete Komponente. Wie sind Unternehmen auf den Übergang zu Netto-Null-Emissionen vorbereitet? Wie glaubwürdig sind ihre Pläne, ihre Emissionen zu reduzieren und zu Lösungen für den Klimawandel beizutragen? Das erfassen wir mit unserem Research.“

Entwicklung von Dashboards zur Biodiversität

Das nächste Thema von Robecos Research-Programm zu nachhaltigem Investieren ist die Einbeziehung von Biodiversitätsaspekten in die Anlageprozesse. Das steht in Einklang mit unserer Auffassung, dass der Verlust von biologischer Vielfalt und natürlichen Lebensräumen ein systemisches Risiko darstellt und daher für Anleger von großer Bedeutung ist.

Zu diesem Zweck entwickelt Robeco zurzeit ein Rahmenkonzept für biodiversitätskonformes Investieren, mit dem bei allen Investments einzelne Unternehmen mit Beiträgen zum Erhalt von biologischer Vielfalt verknüpfen kann. Ziel ist es letztendlich, Investments nach ihrem Beitrag zum Schutz von biologischer Vielfalt und der Natur zu messen und zu steuern.

Ähnlich wie Research zur Dekarbonisierung ist dies ein hochkomplexes Betätigungsfeld – zum Teil auch deshalb, weil die finanziellen Auswirkungen eines Verlusts von Biodiversität nur selten gemessen werden. Um aussagekräftige Ergebnisse für Portfolios zu erhalten, ist es darüber hinaus wichtig, über genaue, ortsbezogene Daten zu verfügen.

„Biologische Vielfalt besteht aus vielen verschiedenen Komponenten. Dabei kann man sich nicht auf eine einzelne Kennzahl wie z. B. die CO₂-Emissionen stützen. Mit unserem Research wollen wir erfassen, wie Unternehmen zu den Antriebsfaktoren des Verlusts von biologischer Vielfalt beitragen oder diese mindern“, sagt Peppelenbos.

Zu diesen Antriebsfaktoren gehören Veränderungen der Landnutzung, die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Mit diesem Instrument soll ein Biodiversitäts-Score ermittelt werden, der den positiven oder negativen Beitrag einzelner Unternehmen zu den Ursachen des Verlusts von Biodiversität anzeigt.

„Um wirklich zu verstehen, welche Auswirkungen ein Unternehmen auf die biologische Vielfalt hat, brauchen wir ortsbezogene Daten, die natürlich sehr spezifisch sind. Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Geschäftstätigkeit eines Unternehmens oder seinen Lieferketten und Entwicklungen wie der Entwaldung oder einer Wasserscheide?“

Seiner Meinung nach wird es viele Jahre dauern, neue Offenlegungsstandards umzusetzen und die erforderlichen Datenbanken aufzubauen.

„Wir können nicht solange warten. Deshalb stellen wir uns der Herausforderung, indem wir ergebnisbezogene Leistungskennzahlen entwickeln, die stellvertretend für Auswirkungen auf die biologische Vielfalt stehen. Aus diesem Grund schauen wir auf den Beitrag von Unternehmen zur Eindämmung oder Rückgängigmachung von Biodiversitätsverlusten, statt zu versuchen, die Auswirkungen eines Unternehmens auf die biologische Vielfalt direkt zu messen. Natürlich können wir mit zunehmender Verfügbarkeit von Daten unsere Modelle erweitern und die Messungen anpassen.“

Wenn die Arbeiten zur Quantifizierung der Auswirkungen von Investments auf die biologische Vielfalt weit fortgeschritten sind, wird sich die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung von Instrumenten verlagern, mit denen der Beitrag von Unternehmen zur Achtung der Menschenrechte gemessen werden kann.

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Verstärkung der Anstrengungen in Bezug auf doppelte Wesentlichkeit

Peppelenbos sagt, dass man aus den Überlegungen zu Investitionen mit Blick auf die SDGs, das Klima und die biologische Vielfalt verschiedene Lehren gezogen habe. Eine wichtige Lehre betrifft das Konzept der doppelten Wesentlichkeit: zu verstehen, welche Auswirkungen ein Unternehmen auf Nachhaltigkeitsfaktoren wie die Umwelt oder die Menschenrechte hat und in welchem Maße es den von diesen Faktoren ausgehenden Risiken ausgesetzt ist. „Bei der Entwicklung von Analyseverfahren muss man diese beiden Aspekte – Auswirkungen und Risiko – getrennt voneinander betrachten, auch wenn sie sehr eng miteinander verbunden sind. Jede Impact-Kennziffer beinhaltet auch Risikoelemente.“

„Die Lehre daraus ist, dass wir inzwischen besser verstehen, wie doppelte Wesentlichkeit beim Klima funktioniert. Und wir übertragen dieses Verständnis auf die biologische Vielfalt, um unsere Kennzahlen entsprechend zu gestalten. Zu gegebener Zeit werden wir es auch auf die Menschenrechte anwenden.“

Da das Wechselspiel zwischen Auswirkungen und finanziellem Risiko zunehmend dynamisch wird – dank des in der Gesellschaft breit angelegten Trends hin zu nachhaltiger Entwicklung und angesichts des Bestrebens der Regulierungsbehörden, negative Wirkungen zu bestrafen und positive zu fördern – , brauchen Anleger sicherlich ein gutes Verständnis, wie sich dies auf die Anlageergebnisse auswirkt.

Viele Hände sorgen dafür, dass Nachhaltigkeit funktioniert

Peppelenbos spricht mit vielen Kollegen und Asset-Eignern über ihre Nachhaltigkeitsziele und darüber, wie weit sie in der Lage sind, entsprechend zu investieren. Nicht alle scheinen zuversichtlich zu sein, dass sie Zugang zu den richtigen Daten oder Methoden haben, um dies gut hinzubekommen. Und dies bestärkt Peppelenbos in seiner Entschlossenheit, die hochgesteckten Ziele von Robeco zu erreichen.

Teamwork ist unverzichtbar. „Hier geht es wirklich um Zusammenarbeit. Wir haben eine hervorragende Gruppe von Research-Mitarbeitern aus verschiedenen Teams bei Robeco: auf Nachhaltigkeit spezialisierte Research-Mitarbeiter, Branchenexperten und Datenwissenschaftler. Wir arbeiten als ein integriertes Team zusammen und nutzen die Arbeit von Datenanbietern, Wissenschaftlern und Experten, die uns alle leiten und herausfordern.“

Ebenso sehr geht es darum, neue Daten zu prüfen und Entscheidungen zu treffen, die die Robustheit der Modelle untermauern. „Wir schauen ständig, welche neuen Daten verfügbar sind; denn die Entwicklung geht jetzt wirklich rasant voran, und wir müssen die beste Auswahl treffen.“

Das Research und die Konzeption von Instrumenten sind für Peppelenbos und seine Teammitglieder höchst befriedigend. „Es ist die perfekte Verbindung von Neugier – wissenschaftlicher Neugier – mit Innovation und Zusammenarbeit.“

Bei seiner Arbeit orientiert sich Peppelenbos an Da Vincis Philosophie, dass Einfachheit die höchste Stufe der Vollendung ist. „Wir behandeln sehr komplexe Themen wie den Klimawandel, biologische Vielfalt und Menschenrechte, um einfache Lösungen zu entwickeln, die dennoch der zugrunde liegenden Komplexität gerecht werden. Das ist eine echte intellektuelle Herausforderung, die mir sehr gut gefällt.“

Der vorliegende Artikel ist ein Auszug aus einer längeren Publikation mit dem Titel „Vier Wege, auf denen Credit-Investoren zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen können“.