GLP-1-Medikamente verleihen einer gesunden Lebensweise mehr Gewicht

Fettleibigkeit (Adipositas) sorgt nicht nur an sich schon für eine Schwächung des Körpers. Sie kann auch zu einer Reihe schwerwiegender medizinischer Probleme führen, von Schlafapnoe, Arthrose und eingeschränkter Mobilität bis hin zu Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sie kann sogar bestimmte Krebsarten verursachen. Das Vorherrschen von Fettleibigkeit in der Bevölkerung hat sich weltweit stark erhöht und seit den 1970er Jahren fast verdreifacht;¹ damit sind auch die Kosten für das Gesundheitswesen gestiegen. In den USA liegen die jährlichen medizinischen Kosten für fettleibige Erwachsene um fast 2.000 US-Dollar über denen von Menschen mit gesundem Körpergewicht². Der Anteil der Gesundheitskosten an der Wirtschaftsleistung steigt stetig. In Großbritannien ist sie von 4 % im Jahr 1990 auf 12 % im Jahr 2022 gestiegen.

Aber nicht nur im Gesundheitswesen, auch in der Gesellschaft erhöhen sich die Kosten. Adipositas verringert die Produktivität und die Beschäftigung von Arbeitnehmern. Zudem wirkt sie sich negativ auf die Bildungsergebnisse jüngerer Jahrgänge aus.³ Nach Prognosen der World Obesity Federation werden die globalen wirtschaftlichen Auswirkungen von Übergewicht und Adipositas bis 2035 mehr als 4 Billionen US-Dollar pro Jahr erreichen. Das entspricht fast 3 % der weltweiten Wirtschaftsleistung – eine Größenordnung, die mit den Folgen der Corona-Krise im Jahr 2020 vergleichbar ist.

Die mittlerweile geläufigen Mittel Ozempic und Wegovy sind rezeptpflichtige Medikamente, die als GLP-1-⁴ Agonisten bekannt sind und die Insulinsekretion stimulieren. In letzter Zeit wurden sie in den Medien wegen ihrer Wirksamkeit, Bequemlichkeit und Sicherheit angepriesen. Doch eigentlich sind GLP-1-Medikamente nichts Neues. Die US-Zulassungsbehörde FDA hat bereits 2005 GLP-1-Medikamente der ersten Generation zur Behandlung von Diabetes zugelassen. Bevor Ozempic eine Rolle bei der Bekämpfung von Fettleibigkeit spielte, wurde es im Jahr 2017 für die Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes zugelassen.
Mit einem Gewichtsverlust von 15-20 % in klinischen Versuchen erzielen diese Medikamente der nächsten Generation auch bessere Ergebnisse als bisherige Medikamente und Diätprogramme.⁵ Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass das kardiovaskuläre Risiko bei bestimmten Kategorien von Patienten um 20 % gesenkt werden kann.⁶ Das macht eine einzige wöchentliche Spritze für viele fettleibige Patienten zu einem verlockenden Angebot.

GLP-1-Medikamente regen nicht nur die Insulinausschüttung an, was den Blutzucker senkt und bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes hilft. Sie verlangsamen auch die Magenentleerung, wodurch das Sättigungsgefühl länger anhält und der Appetit nachlässt. Erste Daten deuten darauf hin, dass Patienten, die GLP-1-Medikamente einnehmen, 15-30 % weniger Kalorien aus kleineren Mahlzeiten und weniger Naschereien aufnehmen. Patienten berichten, dass sie weniger zuckerhaltige Getränke, Süßigkeiten und salzige Snacks zu sich nehmen, dafür aber frisches Obst und Gemüse, Eiweißquellen und Lebensmittel zur Gewichtsreduzierung (siehe Abbildung 1).

Der jüngste Verkaufsdruck bei Lebensmittel- und Getränkeaktien spiegelt die Befürchtung wider, dass der Gesamtverbrauch und das Lebensmittelvolumen zurückgehen werden, wenn GLP-1-Patienten ihre Kalorienzufuhr reduzieren. Die Realität ist jedoch differenzierter. Selbst bei einer GLP-Verschreibungsbasis von 25 bis 50 Millionen Patienten (gegenüber 1 Million heute) erwarten Analysten nur einen Rückgang der Lebensmittelmengen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Außerdem werden sich GLP-1-Patienten besser ernähren, wenn sie schädliche Lebensmittel durch gute ersetzen. Das kommt Unternehmen zugute, die gesunde Lebensmittel anbieten. Tatsächlich zeigen Daten aus Verbraucherumfragen, dass fettleibige Käufer im Vergleich zu Personen mit normalem Körpergewicht unverhältnismäßig mehr für ungesunde Lebensmittel (z. B. Süßigkeiten, Snacks und Gebäck) und weniger für gesündere Optionen (z. B. Bohnen, Hülsenfrüchte, Linsen und Körner) ausgeben.

Außerdem bestätigen Untersuchungen, dass die Essgewohnheiten stark vom sozialen Umfeld beeinflusst werden. Mit anderen Worten, unser Verhalten neigt dazu, sich dem unserer Altersgenossen, Familie und Freunde anzugleichen. Das bedeutet, dass sich gesunde Verhaltensänderungen nicht nur auf GLP-1-Patienten, sondern auch auf ein weit größeres soziales Umfeld erstrecken könnten. Dadurch würde eine gesündere Ernährung und Lebensweise in breiteren Bevölkerungsschichten gefördert.

Erste Daten deuten darauf hin, dass die Patienten nicht nur ein Medikament zu sich nehmen, sondern auch die Verantwortung für ihre langfristige Gesundheit übernehmen. Studien zeigen, dass GLP-1-Patienten mehr Sport treiben und ein Krafttraining anstreben, um Muskelabbau zu vermeiden.⁸ Das Ausgabeverhalten folgt diesem Trend. Ein großes US-amerikanisches Einzelhandelsunternehmen hat das Ausgabeverhalten einer kleinen Gruppe von Kunden, die GLP-1-Medikamente einnahmen, verfolgt. Es stellte dabei fest, dass diese weniger für Lebensmittel und mehr für gesundheitsfördernde Produkte wie Sportbekleidung, Wearables, Fitnessgeräte und sogar Mixer für selbstgemachte Shakes ausgaben.

Die bisherigen Erkenntnisse deuten stark darauf hin, dass GLP-1-Medikamente nicht nur für Millionen von Patienten von Nutzen sein werden, sondern auch für zahlreiche Unternehmen in der Healthy Living-Anlagestrategie. Die Strategie investiert in Unternehmen, die natürliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse sowie mageres und proteinreiches Fleisch und Milchprodukte herstellen und vermarkten. Ein Schwerpunkt liegt auch auf verpackten Lebensmitteln und deren Zutatenlieferanten, die sich auf gesündere Lebensmittelrezepturen und Produkte spezialisiert haben. Beide sollten von der Entwicklung gesünderer Varianten von Fertiggerichten profitieren, auf die man nur schwer verzichten möchte.

Darüber hinaus treffen viele GLP-1-Patienten lebensverändernde Verhaltensentscheidungen, die weit über die Ernährung hinausgehen und welche die Gesundheit und das Wohlbefinden des ganzen Körpers betreffen. Investments in eine gesunde Lebensweise umfassen auch Unternehmen, die körperliche Fitness ermöglichen, die Körperpflege fördern und die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden verbessern. Und da die Wahrung einer guten Gesundheit nie ein einmaliger Prozess ist, kommen auch digitale und virtuelle Gesundheitsdienstleister in Betracht, die GLP-1-Patienten dabei helfen, ihre Fortschritte zu messen, zu überwachen und aufrechtzuerhalten.

Während es bei der kurzfristigen Einführung zu Versorgungsengpässen kommt, sollten sich die Akzeptanzraten beschleunigen, sobald die Kostenübernahme durch Krankenversicherungen zunimmt und orale Aufnahmeformen Injektionen ersetzen. Obwohl die GLP-1-Medikamente der nächsten Generation kein Allheilmittel für die Gewichtsabnahme sind, glauben wir, dass ihr Einsatz auf Rezept zunehmen wird. Das sorgt für dauerhaften Rückenwind und langfristiges Wachstum für Unternehmen, die einen gesünderen Lebensstil ermöglichen.

Kurz und bündig: Weniger Übergewicht in der Bevölkerung sollte höheres Gewicht für Investitionen in eine gesunde Lebensweise bedeuten.