Die Themen wurden nach Rücksprache mit den Kunden von Robeco als die neuesten Fokusthemen für ein Engagement im Jahr 2024 ausgewählt. Wie bei allen neuen Fokusthemen wird auch bei der Biodiversität der Ozeane und gefährlichen Chemikalien eine dreijährige Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen stattfinden, in denen wir investiert sind.
Verstärkt wird darüber hinaus 2024 das Engagement bei Unternehmen mit hohem CO2-Ausstoß, die bei der Netto-Null-Umstellung hinterherhinken. Sie sind dem Risiko des Ausschlusses ausgesetzt, wenn sie die Mindestklimastandards von Robeco bis 2026 nicht erfüllen.
Unterdessen wird ein Engagement-Thema in der Modebranche, das mit der Einführung einer auf den Sektor zugeschnittenen Investmentstrategie im Oktober 2023 begann, sein erstes volles Jahr erleben. Es handelt sich um eine von nur zwei Strategien bei Robeco, bei denen die Unternehmen mit dem Ziel ausgewählt werden, mit allen in Dialog zu treten, um sie nachhaltiger zu machen.
Ein Ozean an neuen Möglichkeiten
Das Thema Biodiversität in den Ozeanen umfasst den Dialog mit etwa sechs Unternehmen, die erheblichen Einfluss auf das Leben im Meer haben, beispielsweise durch Aquakultur und Fischerei. Überfischung und Verschmutzung der Meere sind zwei der fünf Hauptgründe für den Verlust an Biodiversität.
„Die biologische Vielfalt in den Ozeanen ist ein Aspekt des umfassenderen Themas Biodiversität, dem wir bisher nicht viel Zeit gewidmet haben“, sagt Sustainable Investing Specialist Laura Bosch, die das Engagement von Robeco im Bereich der biologischen Vielfalt koordiniert.
„Bislang haben wir uns eher auf die Entwaldung und unsere Zusammenarbeit mit Nature Action 100 konzentriert. Damit ging ein starker Fokus auf Landflächen oder veränderte Landnutzung einher, weniger auf die Ozeane. Wir werden uns auf börsennotierte Unternehmen in den Bereichen Aquakultur und Fischerei konzentrieren und uns erstmals mit dem Tiefseebergbau befassen.“
Der Tiefseebergbau ist eine umstrittene Aktivität, bei der Bodenschätze aus dem Meeresboden gebaggert werden, was das Leben im Meer bedroht und eine Gefahr für die Umwelt darstellt. Ein Großteil dieses Engagements erfolgt im Rahmen von Nature Action 100, einer im September 2023 gestarteten Gemeinschaftsaktion. Der erste Schritt wird darin bestehen, 100 Unternehmen, die sich diesem Sektor involviert sein könnten, ein Schreiben zukommen zu lassen, in dem die Erwartungen der Investoren dargelegt werden.
„Novel Entities“ im Visier
Im Rahmen des Themas gefährliche Chemikalien werden auch etwa sechs Unternehmen ins Visier genommen mit dem Ziel, die Verwendung dieser Stoffe auslaufen zu lassen. Das gilt insbesondere für PFAS, die als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt sind, weil ihre umweltschädigende Wirkung über tausende von Jahren anhält. Die starke Zunahme ihrer Nutzung hat dazu geführt, dass die planetarische Grenze der „Novel Entities“ im Jahr 2023 deutlich überschritten wird, wie die folgende Grafik zeigt.
„Novel Entities“ sind eine von sechs planetarischen Grenzen, die durchbrochen wurden. Quelle: Science Advances.1
„Sowohl bei der biologischen Vielfalt in den Ozeanen als auch bei gefährlichen Chemikalien liegt der Fokus auf den planetarischen Grenzen, die sich weit außerhalb der Sicherheitszone befinden“, sagt Sylvia van Waveren, Senior Engagement Specialist bei Robeco und zuständig für den Dialog mit der Chemieindustrie.
„Das Engagement zum Thema gefährliche Chemikalien erfolgt in Zusammenarbeit mit ChemSec, einer schwedischen NGO, die Investoren mit themenbezogenen Forschungsergebnissen versorgt. Es ist also ein gemeinsames Engagement.2Wir haben vor kurzem ein Schreiben über den Ausstieg aus gefährlichen Chemikalien unterzeichnet, das an 54 von ChemSec abgedeckte Unternehmen gerichtet ist. Wie bei der biologischen Vielfalt in den Meeren werden wir im nächsten Jahr die sechs wichtigsten Prioritäten für unser Engagement festlegen.“
„Es geht um die schrittweise Abschaffung von Stoffen wie PFAS, die in Ökosystemen noch Jahrzehnte nach ihrer Verwendung Schaden anrichten können. Die Unternehmen, die sie herstellen, müssen sie durch weniger umweltschädliche Chemikalien ersetzen, und zwar in gängigen chemischen Produkten, in der Agrochemie und in verschiedenen Bereichen der Chemieindustrie.“
Ampeln stehen auf rot
Das bisherige Klimathema „Acceleration to Paris“ wird fortgesetzt. Dabei wird 2024 ein stärkerer Fokus auf dem beschleunigten Übergang von Geschäftsmodellen zur Erreichung der Temperaturziele des Pariser Klimaabkommens liegen. Für 42 Unternehmen werden Mindeststandards eingeführt, die von den Firmen in entwickelten Ländern bis 2026 und von den Unternehmen in Schwellenländern bis 2028 erfüllt werden sollen.
„Das erweiterte Klimathema nutzt die Ampelsystematik von Robeco. Dabei wird mit grün, hellgrün, gelb und rot angezeigt, wo sich eine Firma beim Übergang zu einer CO2-armen Wirtschaft befinden“, sagt Senior Engagement Specialist Cristina Cedillo, die bei Robeco für die Koordinierung der Klimaengagements zuständig ist. „Die Systematik deckt 146 Unternehmen ab. Doch es sind die 42 Firmen, bei denen die Ampel auf rot steht, die wirklich unter unseren Mindeststandards liegen. Wir haben etwa 20 % von ihnen ausgewählt, um an unserem erweiterten Programm „Acceleration to Paris“ teilzunehmen.“
„Einer dieser Mindeststandards ist die Meldung von Daten für Emissionen der Kategorien Scope 1 und Scope 2 sowie die anschließende Festlegung von Zielen für die Emissionsreduzierung. Dies ist für die CO2-intensiveren Sektoren von entscheidender Bedeutung.“
„Außerdem erwarten wir von den Öl- und Gasunternehmen, dass sie sich Ziele in Bezug auf Methan geben, was noch nicht der Fall ist. Nicht zuletzt müssen sich die Unternehmen verpflichten, keine neue Kohleförderung zu beginnen. All diese Kriterien sind Teil unseres Programms für ein verstärktes Engagement. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen ausgeschlossen werden könnte, wenn wir unser Engagement als nicht erfolgreich bewerten.“
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Engagierte Modefans
Die Auflegung der speziellen Robeco Fashion Engagement Equities-Strategie im Jahr 2023 führte zu einem maßgeschneiderten Thema, das von einem eigenen Analystenteam abgedeckt wird. Früher war es eher Teil des allgemeinen Fokus auf den Menschenrechten, da in der Modeindustrie oft gefährliche Arbeitsbedingungen und mangelhafte Arbeitsrechte für Millionen schlecht bezahlter Textilarbeiter zu beklagen sind.
Die Auswahl der Themen erfolgt nach ausführlichen Gesprächen mit den Kunden, für die Robeco nachhaltige Investmentstrategien managt und in deren Namen es mit den Unternehmen, in die investiert wird, in Dialog tritt. „Wir haben unseren Kunden zugehört, und deshalb haben wir unseren Ansatz geändert“, sagt Peter van der Werf, Head of Engagement.
„Jeder einzelne Kunde nennt den Klimawandel als wichtigstes Engagement-Thema. Deshalb haben wir beschlossen, mehr Engagement-Kapazitäten für dieses Kernthema und die damit verbundenen Aspekte bereitzustellen. Früher haben wir eine Gruppe von Unternehmen gründlich untersucht, sie einem Engagement-Thema zugeordnet und die Einzelthemen dann gleichzeitig abgeschlossen. Jetzt planen wir dagegen, laufend Unternehmen hinzuzufügen, wenn unser Investment- und Nachhaltigkeitsresearch den Bedarf für ein Engagement anzeigt.“
„Wir werden also unsere Dauerthemen wie Klima, Biodiversität, Menschenrechte und Governance weiter verfolgen. „Es handelt sich um einen laufenden Prozess, bei dem wir uns jedoch darauf konzentrieren, die dringendsten Probleme zu lösen, welche sich für die Unternehmen in unseren Strategien im nächsten Jahr ergeben werden.“