05-04-2023 · Einblick

Die goldene Regel des Investierens

Traditionell herrscht die Meinung vor, dass eine langfristige Outperformance oft davon abhängt, ob es gelingt, die Verlustrisiken in Abwärtsmärkten zu begrenzen. Konservative Anleger tun dies beispielsweise, indem sie ihrem Portfolio Gold beimischen. Doch ist das tatsächlich die effektivste Strategie? Unsere Untersuchungen zeigen, dass es bessere Alternativen gibt.

    Autoren/Autorinnen

  • Pim van Vliet - Head of Conservative Equities and Chief Quant Strategist

    Pim van Vliet

    Head of Conservative Equities and Chief Quant Strategist

  • Dr. Harald Lohre - Head of Quant Equity Research

    Dr. Harald Lohre

    Head of Quant Equity Research

Die erste Regel des Investierens heißt laut Warren Buffet: „Verliere niemals Geld“, und die zweite: „Vergiss niemals die erste Regel“. Tatsächlich ist diese „goldene Regel“ der Schlüssel für den langfristigen Schutz und Zuwachs des Kapitals. Eine klassische Strategie, um sich in turbulenten Märkten vor Verlusten zu schützen, ist die Beimischung von Gold, das bei extremen Makro-Abschwüngen in Zeiten von Krieg, Hyperinflation oder schweren Rezessionen auch heute noch als sicherer Hafen gilt.

Doch ist eine Allokation in Gold tatsächlich wirksam, um das Portfolio wie erwartet vor Verlusten zu schützen? Und selbst wenn dies der Fall sein sollte, stellt sich die Frage, ob es nicht bessere Möglichkeiten gibt, um Risiken zu mindern? Um Antworten zu finden, haben wir erneut untersucht, welche strategische Rolle Gold in einem Portfolio spielt, wobei ein Schwerpunkt auf den marginalen Vorteilen lag, die Gold bei der Reduzierung von Abwärtsrisiken im Vergleich zu Anleihen und Aktien bietet.

Unsere Analyse, die wir in einem neuen Forschungspapier vorstellen, konzentriert sich auf die jährlichen Realrenditen ab 1975, also dem Jahr, ab dem Gold wirklich handelbar wurde. Wir haben dabei die Sichtweise eines US-Anlegers eingenommen, der strategisch in Aktien, Anleihen und Gold investiert und dabei verschiedene Abwärtsrisiko-Kennzahlen überprüft, darunter die Abwärts-Volatilität, die Verlustwahrscheinlichkeit und der erwartete Verlust.

Unsere empirische Studie kommt zu dem Ergebnis, dass eine moderate Allokation in Gold in einem traditionellen Aktien-/Anleihen-Portfolio das Kapitalverlustrisiko über ein breites Spektrum von Aktien-/Anleihe-Allokationen zwar um rund 10 % reduziert, jedoch auch an der Rendite zehrt. Wie Abbildung 1, in der wir die wichtigsten Ergebnisse unserer Studie zusammengefasst haben, zeigt, steigt das Rendite-/Risiko-Verhältnis geringfügig.

Abbildung 1: Vier defensive Portfolios im Vergleich

Abbildung 1: Vier defensive Portfolios im Vergleich

Quelle: H. Lohre und P. Van Vliet: „The Golden Rule of Investing“, Arbeitspapier (2023).

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Unsere Simulationen zeigen jedoch, dass die Abwärtsvolatilität weiter reduziert werden kann, wenn man im Aktienteil einen Low Volatility-Stil umsetzt und die Anleihen-Allokation teilweise durch diese defensive Aktien-Allokation ersetzt. Auf 1-Jahres-Sicht weist ein Portfolio, das sich aus 45 % Anleihen, 45 % Low Volatility-Aktien und 10 % Gold zusammensetzt, die geringste Abwärtsvolatilität auf

Unsere Simulationen zeigen, dass sich die Abwärtsvolatilität durch Low Volatility-Aktien weiter reduzieren lässt

Unsere Studie kommt zu dem Ergebnis, dass diese defensive Mischung ein deutlich geringeres Abwärtsrisiko aufweist als ein traditionelles Aktien-/Anleihenportfolio. Zugleich steigt die Sortino-Ratio durch die höheren Renditen deutlich an. Diese defensive Strategie erweist sich daher als effektive Möglichkeit, um Warren Buffets goldene Regel umzusetzen – und zugleich langfristiges Kapitalwachstum zu generieren.

Weitere Simulationen und Robustheitsprüfungen haben gezeigt, dass diese wichtigen Ergebnisse nicht nur für die ursprünglich betrachteten 1-Jahres-Renditen gelten, sondern auch für viele andere Anlagehorizonte in einem Spektrum von 1 Monat bis zu 36 Monaten. Während die gleichen Ergebnisse erzielt werden, wenn eine Direktanlage in Gold durch Gold-Futures ersetzt wird, ist die Beimischung von Goldminen-Aktien offenbar weniger wirksam, um die Abwärtsrisiken eines Low Volatility-Aktienportfolios zu verringern. Nicht zuletzt konnten wir aufzeigen, dass die risikomindernden Eigenschaften von Gold in einem Mean-Variance-Setup abgeschwächt werden, während Low Volatility-Aktien dieselben Ergebnisse liefern wie bei einer Bewertung unter dem Aspekt der Abwärtsrisiken.

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