Ausgehend von historischen absoluten und relativen Bewertungskennzahlen ist unserer Meinung nach jetzt der richtige Zeitpunkt, um den doppelten Kursabschlag in den Emerging Markets auszunutzen. In unseren aktuellen Analysen beschreiben wir mit diesem „doppelten Kursabschlag“ verbundene Anlagechancen, die faktorbasierte Aktienstrategien für die Emerging Markets bieten, und erläutern, wie die Quant Equities-Strategien von Robeco speziell darauf ausgerichtet sind, Markt- und Faktorprämien effizient zu nutzen.
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Diese Veränderung bedeutet nicht den Untergang der Emerging Markets. Vielmehr weist sie auf noch nicht ausreichend untersuchte Anlagechancen durch den „doppelten Kursabschlag“ hin
Gibt es an den Emerging Markts die wirklich guten Anlagechancen?
Mehr als zehn Jahre lang haben die Börsen der Industrieländer von sinkenden Zinssätzen profitiert, die die Kurse von Wachstumsaktien haben in die Höhe schießen lassen. Das Umfeld hat sich allerdings verändert, weil die Zentralbanken die Zinssätze erhöht haben, um die Inflation zu bekämpfen. „Diese Veränderung bedeutet nicht den Untergang der Emerging Markets. Vielmehr weist sie auf noch nicht ausreichend untersuchte Anlagechancen durch den „doppelten Kursabschlag“ hin.
Die Emerging Markets haben ein Imageproblem, weil sie im Vergleich zu den Aktienmärkten der Industrieländer oft als „Underperformer“ angesehen werden, wie in einem kürzlich erschienenen Artikel ausgeführt. Die Realität ist aber differenzierter. Unsere in Abbildung 1 dargestellten Daten zeigen, dass die Emerging Markets von 1999 bis 2011 eine bessere Performance erreicht haben als die Börsen der Industrieländer, diesen seitdem aber hinterherhinken.
Die Daten zeigen auch, dass die Emerging Markets tendenziell eine überdurchschnittliche Performance erreichen, wenn sie relativ gesehen teurer werden als die Aktienmärkte der Industrieländer, und eine unterdurchschnittliche Performance, wenn sie billiger werden als diese. Zurzeit ist der Bewertungsabstand zwischen den Emerging Markets und den Aktienmärkten der Industrieländer so groß wie zuletzt vor 20 Jahren – also zu dem Zeitpunkt, als Erstere begannen, die Performance in den Industrieländern zu übertreffen.
Abbildung 1 – Relative Performance und Bewertungsniveau der Emerging Markets gegenüber den Aktienmärkten der Industrieländer (Januar 1996 bis Juli 2023)
Quelle: Robeco, MSCI. In der Abbildung sind die relative Performance des MSCI Emerging Market Index gegenüber dem MSCI World Index und der Bewertungsabstand zwischen beiden Indizes dargestellt. Die Performance wird mittels des Gesamtrendite-Index gemessen, und der Bewertungsabstand basiert auf vier nach der Bottom-up-Methode berechneten Kennzahlen (Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Gewinn pro Aktie und Dividendenrendite). Für jede Kennzahl wird das Bewertungsverhältnis des MSCI Emerging Markets Index durch das entsprechende Bewertungsverhältnis des MSCI World Index geteilt. Der Untersuchungszeitraum reicht von Januar 1996 bis Juli 2023.
Im Grunde genommen war der Rückgang der Emerging Markets in den letzten zehn Jahren eher auf Veränderungen des relativen Bewertungsniveaus als auf sich verschlechternde Fundamentaldaten zurückzuführen. Tatsächlich sind die jährlichen Bewertungsschwankungen für mehr als 75 % der Performance-Unterschiede zwischen Emerging Markets und Industrieländerbörsen verantwortlich, wie in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2 – Relative Performance und Bewertung der Emerging Markets (EM) gegenüber den Industrieländerbörsen (DM)
Quelle: Robeco, MSCI. Die Abbildung zeigt die Beziehung zwischen der relativen Performance und Veränderungen des Bewertungsabstands zwischen dem MSCI Emerging Market Index und dem MSCI World Index. Die relative Performance ist die laufend aufgezinste relative Performance in 12 Monaten, und die Veränderung des Bewertungsabstands ist der Logarithmus des Endwerts des Bewertungsabstands abzüglich des Logarithmus des Anfangswerts des Bewertungsabstands. Die Performance wird mittels des Gesamtrendite-Index gemessen, und der Bewertungsabstand basiert auf vier nach der Bottom-up-Methode berechneten Kennzahlen (Kurs-Buchwert-Verhältnis, Kurs-Gewinn-Verhältnis, Kurs-Cashflow-Gewinn pro Aktie und Dividendenrendite). Für jede Kennzahl wird das Bewertungsverhältnis des MSCI Emerging Markets Index durch das entsprechende Bewertungsverhältnis des MSCI World Index geteilt. Der Untersuchungszeitraum reicht von Januar 1996 bis Juli 2023.
Wie der Value-Faktor berücksichtigt wird
In diesem weiter gefassten Umfeld sind Value-Aktien aus den Emerging Markets besonders interessant. Der Bewertungsabstand zwischen Value- und Growth-Aktien ist nach wie vor größer als normalerweise und bietet fruchtbaren Boden für Anleger. 1
Abbildung 3 – Value-Werte werden an den Industrieländerbörsen und mehr noch an den Emerging Markets mit einem historischen Abschlag gehandelt
Quelle: Robeco, Refinitiv. Die Abbildung zeigt den Bewertungsabstand zwischen dem obersten und dem untersten Quintil des Portfolios einer Value-Strategie für Industrieländerbörsen und Emerging Markets. Einzelheiten zur Definition der Value-Strategie und zum Bewertungsabstand sind in Fußnote 1 enthalten. Das Anlageuniversum besteht aus Bestandteilen des MSCI World Index und des MSCI Emerging Markets Index. Vor 2001 verwenden wir für die Industrieländerbörsen den FTSE World Developed Index (ab Dezember 1985) und für die Emerging Markets die jeweils 800 größten Unternehmen im S&P Emerging BMI bei der halbjährlichen Indexanpassung (ab Dezember 1995). Der Untersuchungszeitraum reicht für Industrieländerbörsen und Emerging Markets von Dezember 1985 bis Juli 2023 bzw. von Dezember 1995 bis Juli 2023.
Strukturelles und realisiertes Alpha
Warum werden diese Aktien trotz der jüngsten Erholung von Value-Werten im Vergleich zu ihrem Niveau von 2018 immer noch mit erheblichem Abschlag gehandelt? Veränderungen des Bewertungsabstands machen zwar einen erheblichen Teil der Renditen aus, erklären aber nicht das Gesamtbild. Lesen Sie in unserem vollständigen Artikel, wie die realisierte Value-Rendite in ein strukturelles und ein Neubewertungs-Alpha unterteilt werden kann und wie man diese Unterteilung nutzen kann, um mittelfristige Renditeerwartungen für den Value-Faktor in Emerging Markets zu bilden. Außerdem erläutern wir, wie die Strategien von Robeco den Value-Faktor und weitere Faktoren wie Quality, Momentum, Analystenrevisionen und neuartige Faktoren der nächsten Generation erfolgreich ausgenutzt haben.
Doppelter Kursabschlag
Der derzeitige „doppelte Kursabschlag“ an den Emerging Markets bietet hervorragende Anlagemöglichkeiten – insbesondere, weil sich die Zentralbanken der Industrieländer dem Ende ihrer Zinserhöhungszyklen nähern. Unsere vielseitigen EM-Strategien haben nicht nur hohe risikobereinigte Renditen zum Ziel, sondern berücksichtigen auch Nachhaltigkeitsaspekte von Geldanlagen. Damit sind sie gut aufgestellt, um diesen besonderen Moment an den Märkten zu nutzen.
Lesen Sie hier den ganzen ArtikelFußnote
1Wir definieren Value und den Bewertungsabstand wie in folgender Publikation: Blitz, D. C., und Hanauer, M. X.: „Resurrecting the value premium“; Journal of Portfolio Management, Januar 2021. Konkret basiert die Value-Strategie auf einer Zusammensetzung aus dem Verhältnis von Buchwert zu Marktwert (um F&E-Aufwendungen bereinigt), EBITDA zum Unternehmenswert und Cashflow zum Kurs sowie der Nettobarwertrendite. Value-Aktien werden auf Basis ihrer Bewertungs-Kombination auf branchen- und regionen- bzw. länderneutrale Weise in Quintil-Portfolios unterteilt. Die Quintil-Portfolios werden gleichgewichtet und monatlich neu gebildet. Der Bewertungsabstand wird als Verhältnis eines Korbes von Bewertungskennzahlen des obersten und untersten Quintils von Value-Portfolios ausgedrückt. Wir berücksichtigen die normalerweise beim Bewertungsabstand zwischen beiden Portfolios zu beobachtenden Unterschiede, so dass ein Bewertungsabstand größer eins auf günstige Kurse hindeutet. Da billige Aktien definitionsgemäß ein höheres fundamentales Substanzwert-Kurs-Verhältnis aufweisen als ihre teuren Pendants, ist es für den Value-Faktor besonders wichtig, den Bewertungsabstand anhand seines historischen Normalniveaus zu skalieren.