Finnland hat sich knapp gegen den Zweitplatzierten Schweden durchgesetzt und behält seinen Titel als nachhaltigstes Land der Welt. Dänemark verdrängte Norwegen aus den Top 3, während die Schweiz in der Frühjahrsausgabe des Country Sustainability Ranking erneut unter die ersten Fünf gelangte.
Mit einer Verbesserung um fünf Ränge gegenüber der Oktober-Rangliste gelang Neuseeland der Sprung in die Top 10, die bislang von europäischen Ländern dominiert wurden. Trotz seines Status als Schwellenland rangiert Estland knapp hinter Neuseeland auf Platz 11. Der kleine baltische Staat weist ein beeindruckendes Nachhaltigkeitsprofil auf, welches größere europäische Volkswirtschaften wie Irland (Nr. 12), Großbritannien (Nr. 13), Frankreich (Nr. 15), Luxemburg (Nr. 14) und Belgien (Nr. 24) in den Schatten stellt.
Daneben gewinnen Klima- und Energiekriterien weiter an Bedeutung. Obwohl einige Länder allmählich Fortschritte machen, belasten die Umwelt-Scores weiterhin das Abschneiden mehrerer G20-Länder, darunter Kanada (Platz 16), Japan (Platz 17) und Australien (Platz 21). Im Gegensatz dazu trugen bessere Noten in den Bereichen Biodiversität und Wassereffizienz dazu bei, die USA leicht auf Platz 36 zu heben.
Der Sudan, Tschad und Libyen in Afrika sowie der Irak, Iran und Jemen im Nahen Osten stehen am Ende der 150 Länder umfassenden Liste.
Abbildung 1 | Karte des globalen Nachhaltigkeits-Länderrankings¹
Datenquelle: Robeco, Country Sustainability Scores, Stand: April 2023. Die Länder sind entsprechend ihrer ESG-Scores farblich kodiert.
Türkei taumelt
Eextreme Inflation und ein verheerendes Erdbeben haben dazu beigetragen, die türkische Opposition aufzurütteln. Sie ist dem Sturz des zwei Jahrzehnte alten Regimes von Präsident Recep Tayyip Erdoğan näher denn je gekommen. Die Opposition kämpfte zwar eindrucksvoll, konnte die Türkei aber letztlich nicht aus dem Griff von Erdoğan befreien. Das sich verschlechternde ESG-Profil des Landes, das seit Jahrzehnten dem anderer Schwellenländer hinterhinkt, wird voraussichtlich seinen Niedergang unter Erdoğan fortsetzen.
Sein autoritärer Kurs hat dazu geführt, dass die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Institutionen schwach und nicht imstande sind, eine gefährliche Mischung aus schwelenden ökologischen, sozialen und politischen Risiken zu bewältigen. Dazu gehören steigende Emissionen, eine alternde Bevölkerung, beeinträchtigte Arbeitnehmerrechte, eingeschränkte individuelle Freiheiten und zügellose Korruption.
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[Erdoğans] autoritärer Kurs hat dazu geführt, dass die kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Institutionen schwach und nicht imstande sind, mit einer gefährlichen Mischung aus schwelenden ökologischen, sozialen und politischen Risiken umzugehen
Autokratie vs. Demokratie
Außer in der Türkei ist die Demokratie auch in anderen Regionen der Welt unter Druck, darunter Peru und Brasilien in Südamerika, Äthiopien und Tunesien in Afrika sowie Myanmar und Thailand in Südostasien. Verglichen mit dem Einmarsch Russlands in die souveräne Ukraine handelt es sich dabei jedoch um bloße Scharmützel.
In der Zwischenzeit hat Chinas phänomenales Wirtschaftswachstum die lange vorherrschende Ansicht in Frage gestellt, dass die Demokratie autokratischen Regimen überlegen ist. Eine neue Studie des IWF widerlegt diese Behauptungen. Sie zeigt, dass nur eine starke Demokratie die notwendigen Grundlagen für die Förderung von Innovationen, die wirtschaftliche Entwicklung und den Aufbau von Widerstandsfähigkeit gegen Störungen bietet. Darüber hinaus zeigen jüngste Ergebnisse von Freedom House, dass der Niedergang der Demokratie nach zwei Jahrzehnten einen Tiefpunkt erreicht haben könnte.
Alterung der Bevölkerung Japans – eine umgekehrte Pyramide
Mit fast einem Drittel der Bevölkerung im Alter von über 65 Jahren und einer der niedrigsten Geburtenraten der Welt steht Japan vor einer demografischen Herausforderung. Der Altenquotient liegt bei 51,2 % (nur im sonnenverwöhnten Niedrigsteuerstaat Monaco liegt er noch höher).
Die Alterung der Bevölkerung birgt für die öffentlichen Finanzen große Risiken, die sich Japan kaum leisten kann. Der geschätzte gesamtstaatliche Schuldenstand liegt 2023 bei 258 % des BIP und wird 2028 voraussichtlich 264 % erreichen – dieser Wert wäre fast doppelt so hoch wie in den USA.2
Abbildung 2 | Eine umgekehrte Pyramide – Japans alternde Bevölkerung
Die Grafik zeigt die Altersstruktur in Japan in den Jahren 1950 und 2020 sowie eine Projektion für das Jahr 2050 auf der Grundlage der aktuellen demografischen Entwicklung. Der Großteil der Bevölkerung rückt in die höheren Altersgruppen auf und bildet eine umgekehrte Pyramide.
Quelle: Robeco, UN Population Division
Australien – neuer Ehrgeiz beim Klimaschutz
Australien wird immer häufiger von verheerenden Überschwemmungen und Dürren heimgesucht. Dies hat die Regierung dazu veranlasst, ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels zu verstärken. Im Jahr 2022 schloss sich Australien dem Global Methan Pledge zur Verringerung der Emissionen im Abfall- und Energiesektor an. Außerdem erhöhte es seine ursprünglich im Rahmen des Pariser Klimaabkommens zugesagten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDC) und legte Pläne zur Emissionsreduzierung in nationalem Recht fest. In diesem Jahr verbietet das Land die Nutzung von CO2-Kompensationen, um die Emissionen in stark verschmutzenden Branchen zu senken.
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[In Australien] erfordert ein beschleunigter und reibungsloser Übergang die rasche Umschulung und den Transfer von Arbeitskräften aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe in den Sektor der sauberen Energie
Obwohl sich Australien in die richtige Richtung bewegt, hat es noch einen weiten Weg vor sich, wenn man bedenkt, dass es einer der größten CO2-Emittenten der Welt ist3 (siehe Abbildung 3). Das Land exportiert hauptsächlich Energieträger und fast die Hälfte (47 %) der gesamten inländischen Emissionen entfällt darauf. Die Umstellung auf erneuerbare Energien (von derzeit 27 % auf 82 % im Jahr 2030) wird mit hohen sozialen Kosten einhergehen. Ein beschleunigter und reibungsloser Übergang erfordert die rasche Umschulung und den Transfer von Arbeitskräften aus dem Bereich der fossilen Brennstoffe in den Sektor der sauberen Energie.
Abbildung 3 | Australien steht im Hinblick auf Klima und Energie schlechter da als andere OECD-Länder
Die Grafik zeigt das Abschneiden Australiens beim Kriterium „Klima und Energie“ im Vergleich zu
großen OECD-Ländern und zum OECD-Durchschnitt, der 37 Länder umfasst.
Datenquelle: Robeco; Datenstand: April 2023
Südafrika – ungenutztes Potenzial
Dank leicht verbesserter Ergebnisse in den Bereichen Biodiversität, Alterung der Bevölkerung und politische Stabilität konnten China, Indien und Brasilien ihre Scores und Ränge leicht verbessern. Dennoch liegen die BRIC-Staaten alle in der unteren Hälfte des Nachhaltigkeitsrankings und bleiben weit hinter ihrem ESG-Potenzial zurück. Vor allem Südafrika tut sich schwer.
Im vergangenen Jahr hatte Südafrika mit einer Reihe von Krisen zu kämpfen. Infrastrukturmängel haben zu lähmenden Stromausfällen geführt, extreme Wetterbedingungen haben Engpässe bei der Wasserversorgung verursacht und Fraktionskämpfe haben die schlimmsten sozialen Unruhen seit dem Ende der Apartheid ausgelöst. Unterdessen haben die Corona-Pandemie und die anhaltenden geopolitischen Spannungen im Ausland die Nahrungsmittelimporte behindert. Dies hat die ohnehin großen Einkommensunterschiede noch verschärft sowie das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung gebremst.
Das einstige Aushängeschild für die Wirtschaftskraft der Schwellenländer hat es über Jahrzehnte hinweg versäumt, ernsthafte Wachstumshemmnisse wie hohe Arbeitslosigkeit, grassierende Korruption und unzureichende Investitionen in die physische und soziale Infrastruktur zu beseitigen. Auch nach mehr als fünf Jahren im Amt ist der derzeitige Präsident Cyril Ramaphosa unfähig, sinnvolle Reformen durchzuführen. Das Nachhaltigkeitsprofil sowie die Kreditwürdigkeit des Landes haben sich seit Anfang 20094 kontinuierlich verschlechtert.
Fußnoten
1 Complete scores and rankings can be obtained for free via Robeco’s SI Open Access portal. Visit Robeco’s global website for more information.
2 IMF Debt Map, https://www.imf.org/external/datamapper/GGXWDG_NGDP@WEO/JPN/CHN/DEU/USA
3 Based on OECD averages.
4 In 2007 and much of 2008, South Africa enjoyed investment grade credit ratings. Currently, the country is classified as sub-investment grade by Fitch (BB-), S&P (BB-), and Moody’s (Ba2).
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