Bitte beschreiben Sie Ihre Arbeit im Bereich Biodiversität der Meere und Ozeane sowie Fischerei-Governance.
Meine Arbeit hat sich auf die Meeresökologie und die nachhaltige Fischerei fokussiert, vor allem in Entwicklungsländern, von denen wir hier in den entwickelten Ländern meist unsere Lebensmittel beziehen. Ich habe die Wertschöpfungsketten und einige der Nachhaltigkeitsstrategien untersucht, die von Unternehmen verfolgt werden, um nachhaltigere Fischerei zu fördern. In jüngerer Zeit habe ich mit einigen der größeren Unternehmen im Rahmen der SeaBOS Initiative (The Seafood Business for Ocean Stewardship) zusammengearbeitet.
Großunternehmen sind von ihren Investoren abhängig und davon, was sie nach deren Vorstellungen tun sollen. Wir sehen uns also genauer an, was dies für die 100 größten Fischereibetriebe der Welt bedeutet, ihre Eigentümerstrukturen und – da nur etwa die Hälfte von ihnen börsennotiert ist – die Ansatzpunkte für Investoren zur Einflussnahme.1
In den Wertschöpfungsketten von Schwellenländern kann die Regulierung recht schwach sein. Wie gehen wir damit um, um das gesamte System nachhaltiger zu machen?
Das ist schwer zu beantworten. Wäre es leicht, hätten wir es bereits getan. Ein Teil des Problems besteht in der Komplexität. So beziehen wir unsere Produkte aus kleinen Gemeinschaften, die in weitgehend unregulierten oder nur schwach regulierten Umfeldern tätig sind. Es gibt jetzt Projekte zur Verbesserung der Fischerei, die sich durch die gesamten Lieferketten ziehen, um Nachhaltigkeitskriterien bis zu den Lieferanten in kleinen Fischereigemeinschaften, z. B. auf den Philippinen und in Indonesien, durchzusetzen. Aber die Rückverfolgbarkeit funktioniert oft noch nicht, wenn es Hunderte von Fischer gibt, die nur im kleinen Stil ihrer Arbeit nachgehen – vor allem, wenn sie die Nachhaltigkeitskriterien der nachgelagerten Abnehmer gar nicht kennen. Möglicherweise wissen sie, dass sie die Ressourcen durch nicht nachhaltige Fangmethoden erschöpfen. Doch sind es Menschen, die um ihren täglichen Lebensunterhalt kämpfen. In Anbetracht dessen fischt man bis zur letzten Krabbe, weil diese Art von Kurzfristorientierung überlebensnotwendig ist.
In diesen Gemeinschaften gibt es auch großen sozialen Druck, der mit Dingen wie Status zu tun hat, die nicht rein vertraglich regelbar sind. Leider ergibt sich aus allen diesen Dingen eine komplexe und schädliche Mischung nicht nachhaltigen Verhaltens vor Ort. Das gilt nicht für einige der großen Fischereibetriebe, bei dem wir wirksamer Einfluss nehmen können. Denn diese Unternehmen können wir auffordern, sich Nachhaltigkeitsinitiativen anzuschließen. Doch im Fall dieser komplexeren Wertschöpfungsketten ist es wirklich schwierig.
Nachhaltigkeit in der Fischerei ist daher oft mit Investitionen in die allgemeine Entwicklung der Gemeinschaft verbunden, um das Bildungsniveau anzuheben, die Armut zu lindern und praktikable Alternativen zur Ergänzung der begrenzten Fischereimöglichkeiten zu bieten. Das ist vielleicht nichts, was Unternehmensinvestoren vorrangig beschäftigt.
Ein Großteil des Problems betrifft die Abfallmenge, insbesondere bei zurückgeworfenem Fisch. Was lässt sich dagegen tun?
Es hat eine umfangreiche Debatte über Rückwürfe gegeben, weil die damit verbundenen technischen Aspekte so komplex sind. Im Grunde braucht man erst einmal Regeln, die besagen, dass Rückwürfe nicht in Ordnung sind, und dann die Möglichkeit, sie tatsächlich zu überwachen. Es wäre ideal, wenn die lokale Marine die Überwachung übernehmen würde. Doch viele Länder haben nicht die Kapazitäten, ihre Gewässer zu überwachen, und die Überwachung von Rückwürfen bedeutet, dass ein Schiff geentert oder auf frischer Tat ertappt werden muss. Das ist schwierig und kostspielig.
Ein weiteres Problem mit den Rückwürfen besteht darin, dass ein Großteil der Tiere nicht mehr lebt. Wenn sie über Bord geworfen werden, sind sie bereits tot, was eine völlige Verschwendung darstellt. Die Verwendung von Rückwürfen für etwas Sinnvolles, wie z. B. die Herstellung von Futtermittel, würde zwar die Verschwendung verringern. Sie birgt aber die Gefahr, dass noch mehr nicht nachhaltige Fischerei und mehr Beifang gefördert werden und ein wirtschaftlicher Anreiz geschaffen wird, so weiterzumachen wie bisher.
Sie arbeiten an einem zehn Jahre umfassenden Researchprojekt zum Thema „Balance zwischen Umwelt und Ökonomie als Grundlage veränderter Anlagepraktiken“. Worum geht es dabei?
Es geht allgemein gesprochen darum, mit Banken und Investoren zusammenzuarbeiten, um Nachhaltigkeit von der finanziellen Seite her zu fördern. Die meisten Investoren verfügen über Aktienanlagen, bei denen sie in Dialog mit den Unternehmen treten können. Doch weit mehr lässt sich auf der Anleihenseite erreichen, wo man einen Dialog auf höherer Ebene führen kann, insbesondere weil 50 der weltgrößten Fischereibetriebe in privater Hand sind. Und wenn man ein Kreditgeber für Fischereibetriebe ist, dann kann man diese dazu bringen, sich Programmen wie den Principles for Investment in Sustainable Wild-Caught Fisheries2 anzuschließen, die den Equator Principles nachgebildet sind.3
Als Investor muss man sich darüber im Klaren sein, dass die Nachhaltigkeitsprobleme, mit denen diese Fischereiunternehmen jeweils konfrontiert sind, in der Regel vom jeweiligen Kontext abhängen, also ob es sich um Fischerei auf dem offenen Meer oder um Fischerei auf dem Meeresboden oder in einem See oder etwas anderes handelt. Investoren können die wissenschaftlichen Methoden vorschlagen, die den besten Weg zur Umgang mit diesen Aspekten darstellen. Sie können zur Erzielung von Verbesserungen KPIs entwickeln und nachverfolgen, wie diese umgesetzt werden. Es sollte auch einen Due Diligence-Prozess geben, der eine transparente Berichterstattung über die Fortschritte umfasst.

Was sollten die Investoren im Hinblick auf ihre Einbeziehung mehr tun, oder was weniger?
Ausschlüsse können zwar auf der Aktienseite eingesetzt werden. Doch es wird immer jemand anderes geben, der die entsprechende Aktie übernimmt, sodass dieser Ansatz aus Nachhaltigkeitsperspektive nicht besonders wirkungsvoll ist. Und wenn man nur eine geringe Zahl von Aktien von jeder dieser Firmen hält, wie das bei Investoren tendenziell der Fall ist, dann stellt eine Desinvestition aus meiner Sicht kein wirkungsvolles Vorgehen dar.
Wirklich großer Einfluss nehmen lässt sich dagegen auf der Anleihenseite. Man sollte einen klaren Prozess dafür haben, um mit den Unternehmen in seinem Anleihenportfolio in Dialog zu treten und die richtigen Fragen zu stellen, z. B. welche Art von Fischereiflotten diese Unternehmen haben. Es geht darum sicherzustellen, dass sie über KPIs verfügen, die den Herausforderungen im jeweiligen Segment gerecht werden können. Aber das ist hier schwieriger als im Fall des Klimas, wo wir wissenschaftsbasierte Ziele im Hinblick auf CO2 haben. Im Bereich der Fischerei haben wir so etwas nicht.
Alles das macht Daten erforderlich. Haben Sie dieselben Probleme bei der Beschaffung von Daten für die Bereiche Fischerei und Meeres-Biodiversität, wie das im Fall der Biodiversität zu Lande der Fall ist?
Gute Daten zu bekommen, ist immer schwierig. Wir als Wissenschaftler haben keinen Zugang zu Unternehmensdaten. Allgemein sind wir ganz von den Datenbanken der Food and Agriculture Organization abhängig.4 Wir wissen, dass dies problematisch ist, da die Daten nur wenig differenziert sind. Der Unterschied ist der, dass ein Investor seine jeweiligen Unternehmen um Daten und Angaben bitten kann, die sie sonst nicht zwangsläufig publizieren würden.
Aus wissenschaftlicher Sicht haben wir sieben Hauptbereiche untersucht, darunter Fischerei, Wildfang und Aquakultur, um die von Forschern dokumentierten wichtigsten Umweltauswirkungen dieser Sektoren zu überprüfen. Diese Informationen haben wir den Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt, die Experten im Hinblick auf die Auswirkungen jedes dieser Sektoren sind, und haben sie um eine Prüfung und Bewertung gebeten. Daraus ergab sich eine Reihe von Vorschlägen für Unternehmensangaben, die die wichtigsten Umweltauswirkungen für die sieben Sektoren erfassen und es Investoren ermöglichen würden, den „Zustand der Natur“ zu erfassen, wie er im demnächst in Kraft tretenden TNFD-Rahmenwerk (der Taskforce on Nature-related Financial Disclosures) genannt wird.5
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Sind angesichts der fortschreitenden Erschöpfung der Ozeane die Aquakultur und die Lachszucht Teil einer langfristigen Lösung?
Lebensmittel aus Aquakultur müssen ein Bestandteil eines nachhaltigen Lebensmittelsystems sein. Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, dass die Lachszucht oder die Zucht jeglicher Art von fleischfressenden Fischen die Lösung für unser Problem sein wird. Derzeit werden die Meere mit Schleppnetzen abgefischt und die Fische zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet. Dieses wird dann an Lachse verfüttert, wobei eine Menge Energie verloren geht. Das ist einfach nicht nachhaltig. Einige der großen Aquakulturunternehmen, mit denen wir in Norwegen und Chile zusammengearbeitet haben, würden gerne glauben, dass ihre Produkte die Welt retten werden. Doch das sehe ich nicht so.
Dennoch müssen wir natürlich auch die Aquakultur einbeziehen, denn die Meere sind praktisch am Limit. Die Aquakultur muss so angelegt sein, dass sie keine negativen Auswirkungen auf die lokale Umwelt hat, etwa in Form von Abwässern oder Problemen wie übermäßigem Antibiotikaeinsatz, die einfach alles untergraben. Man muss auch darauf achten, dass dabei nicht zu viel Eiweiß verloren geht, denn dann hat man keinen Nettogewinn. Man muss Fische züchten, die Insektenmahlzeiten gemischt mit Gemüse und anderen pflanzlichen Futtermitteln fressen können. Es könnte sich auch um neuartige Nahrungsmittel handeln, wie z.B. Abfälle aus der Tierhaltung zu Lande, wo sich in diesem Bereich einiges getan hat.
Die Ernährungsgewohnheiten und Verbrauchertrends ändern sich, und die Millennials erhöhen die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln. Ist die Nutzung der Marktwirtschaft zur stärkeren Verbreitung nachhaltiger Lebensmittel der Weg nach vorn?
Das Problem mit der Nachhaltigkeit ist, dass keine natürliche Ressource jemals nachhaltig sein kann, wenn jeder sie nutzen will. Alles unterliegt Begrenzungen. Selbst wenn wir unsere Produktionssysteme wirklich effizient gestalten, gibt es eine Grenze, ab der sie nicht mehr nachhaltig sind. Nehmen wir beispielsweise ölhaltigen Fisch. Wir wissen, dass kleine Hochseefische recht widerstandsfähige Bestände aufweisen. Sie reproduzieren sich schneller und können größerem Befischungsdruck standhalten. Günstig ist zudem, dass sie sehr viele Mikronährstoffe enthalten, sodass man nicht viel davon essen muss, um die gesundheitlichen Vorteile zu nutzen. Doch wenn jeder damit anfangen würde, kleine Hochseefische zu essen, hätten wir ein Problem.
Dennoch bin ich der Meinung, dass kleine Hochseefische und ölhaltige Fische aufgrund ihrer Nährstoffdichte und der Tatsache, dass damit ein viel geringerer CO2-Fußabdruck einhergeht, eine Rolle spielen können, ebenso viele Muschelarten. Wir sollten diese Fische direkt verzehren, anstatt sie zu zerkleinern und an Lachse zu verfüttern, wobei soviel Energie verlorengeht, weil ein anderes Tier dieses Tier frisst. Und generell essen wir in den westlichen Ländern zu viel tierisches Eiweiß, das wir reduzieren sollten.
Sie arbeiten sehr eng mit akademischen Kreisen und Wissenschaftlern sowie mit Investoren zusammen. Liefert das Ergebnisse, die mehr als die Summe der Teile sind?
Ich bin ein großer Freund von Zusammenarbeit, auch wenn es nach wie vor wichtig ist, gute Forschung allein zu betreiben. Wissenschaft sollte keine Beratung sein – sie sollte auf den nötigen Abstand achten, wenn wir Fragen nachgehen, die aus wissenschaftlicher Sicht interessant sind. Aber wenn wir über wissenschaftliche Erkenntnisse verfügen, sehe ich kein Problem darin, sie anderen nahezubringen und in etwas zu übersetzen, das für Unternehmen oder Investoren relevant ist. Wenn es dann darum geht, diesem oder jenem Unternehmen auf Grundlage der Kapitalkosten Finanzierungsmittel zur Verfügung zu stellen, können derartige Entscheidungen auf einer guten wissenschaftlichen Basis getroffen werden.
Das ist einer der Gründe, weshalb ich vor rund sieben Jahren begonnen habe, mit dem Finanzsektor zusammenzuarbeiten. Ich war Nachhaltigkeitswissenschaftlerin und bin es immer noch, aber ich wusste nicht viel über Kapitalmärkte oder die Finanzbranche. Nachdem ich mich zunächst mit Ökologie, dann mit Handelsfragen und schließlich mit großen multinationalen Fischereikonzernen befasst hatte, war dies für mich der naheliegende nächste Schritt. Denn Investoren sind der finale Ansatzpunkt, um Einfluss auf die Unternehmenspraxis zu nehmen. Wir waren zur Ansicht gelangt, dass der einzige Weg, diese Unternehmen zum Handeln zu veranlassen, darin bestand, auf ihre Investoren zuzugehen. Damals stellten meine Kollegen und ich fest, dass dies ein blinder Fleck für uns war: Wir mussten verstehen, was Anlageentscheidungen bestimmt und wie wir aus wissenschaftlicher Sicht auf Fehlentwicklungen hinweisen können.
Welche sind die Herausforderungen bei dem Versuch, die Welt nachhaltiger zu machen, wenn so vieles außerhalb der Kontrolle von Wissenschaftlern oder Investoren liegt?
Für mich geht es nicht um „grüne“ (oder bei diesem Thema „blaue“) Investitionen. Denn diese sogenannten nachhaltigen Unternehmen machen nur einen Bruchteil unserer derzeitigen Wirtschaft aus. Der größte Teil davon ist derzeit nicht besonders nachhaltig, weil die externen Effekte in Form des Verlusts an Biodiversität und Natur nicht in Form von Preisen berücksichtigt werden. Das stellt ein erhebliches Marktversagen dar. Deshalb besteht der größte Teil unserer Wirtschaft aus Akteuren, die nicht besonders nachhaltig sind, weil sie es nicht sein müssen. Sie mussten bislang keinen Preis dafür entrichten.
Wenn wir also über nachhaltige Investments sprechen wollen, muss es im Wesentlichen um Investitionen in solche Unternehmen gehen, die einen Wandel vollziehen müssen. Sie sind nicht grün oder blau, sondern liegen irgendwo auf der Skala von halbwegs in Ordnung bis ziemlich schlimm. Einige von ihnen werden wir abschaffen müssen, wie solche aus den Bereichen fossile Brennstoffe, Öl und Gas. Aber wir können die Nahrungsmittelproduktion nicht abschaffen. Was sollen wir daher tun?
Die Antwort ist, dass wir mit diesen Unternehmen zusammenarbeiten müssen, um sie grundsätzlich regenerativ zu machen. Das wird einige Jahre in Anspruch nehmen. Entsprechend sind Investoren gefordert, die bereit sind, so lange am Ball zu bleiben. Man kann diese Firmen derzeit nicht als „grün“ klassifizieren, es handelt sich eher um Anlagekandidaten im Wandel. Wir werden also viel mit ihnen darüber reden müssen.
Viele Unternehmen und Investoren behaupten, etwas gegen den Verlust an Biodiversität zu tun, bleiben dann aber hinter den Ankündigungen zurück. Genießt das Thema die Aufmerksamkeit, die es wirklich benötigt?
Um Greenwashing zu vermeiden, muss eine sehr transparente Überwachung dieser „Übergangs“-Investments erfolgen. Welche Ziele wurden ihnen gesetzt? Welche sind die KPIs, bei denen die Investoren Ergebnisse erwarten, um dies zu gewährleisten und Transparenz während des Übergangs sicherzustellen?
Und wenn sie den Übergang nicht schaffen oder ihre Ziele nicht erreichen, dann sollten ihre Kapitalkosten steigen. Man sollte grundsätzlich die Instrumente nutzen, die einem als Kapitaleigner, Asset-Manager oder Kreditgeber zur Verfügung stehen, um Druck auf die Unternehmen auszuüben, damit sie sich bewegen.
In einer kapitalistischen Gesellschaft ist es das Kapital, das für Veränderungen sorgt. In gewisser Weise haben die Investoren die Welt in ihrer Hand. Sie spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, sicherzustellen, dass das Kapital an den richtigen Stellen eingesetzt wird, damit es den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt wirklich vorantreiben kann.
Die Ergebnisse des Kunming-Montreal-Biodiversitätsgipfels wurden sehr gut aufgenommen. Glauben Sie, dass damit etwas für die Meere, die Fischerei und die Ozeane bewirkt werden kann?
Ja, es kann etwas Positives bewirkt werden, denn wir haben jetzt ein globales internationales Abkommen mit sehr konkreten Zielen. Auch die Unternehmen und der Finanzsektor sind hier in der Pflicht. Allerdings bleibt abzuwarten, wie die tatsächliche Umsetzung erfolgt. Als Richtungsvorgabe ist das Abkommen jedenfalls wichtig. Aber jetzt müssen wir diesen Rahmen mit Inhalt füllen. Dazu zählt z.B. die Frage, wie man beurteilen kann, ob Investitionen tatsächlich positiv für die Natur oder schlecht für die Biodiversität sind. Das ist der wirklich schwierige Bereich, an dem wir uns derzeit alle abarbeiten.
Ich bin an der Leitung eines Programms beteiligt, das versucht, verschiedene Instrumente zur Bewertung der Auswirkungen auf die Biodiversität und den Verlust an Natur zu entwickeln. Wie genau wir den Verlust an Biodiversität messen werden, ist derzeit noch unklar. Wenn es um CO2 geht, ist es unerheblich, wo das Molekül freigesetzt wird, und wir verfügen über gute Methoden, die globale Erwärmung durch CO2 zu berechnen. Doch im Fall des Verlusts an Natur und Biodiversität verfügen wir über nichts dergleichen. Und es kommt hier ganz darauf an, wo sich Auswirkungen ergeben und welche Folgen dies für die Arten hat, mit denen man es z.B. im Bereich Fischerei zu tun hat.
Um die Auswirkungen auf Biodiversität und Natur zu erfassen, werden wir flexibler sein müssen. Wir können sie derzeit nicht standardisieren, und ich schätze, hier werden Wissenschaft und Wirtschaft kontinuierlich zusammenarbeiten müssen, um bessere Denkansätze zu finden. Ich hoffe, dass dies für Investoren nützlich sein wird, die beurteilen können wollen, wie sich Unternehmen im Bereich der Biodiversität auswirken.