24-05-2023 · Einblick

Mit dem SDG-Rahmenwerk die Messlatte für nachhaltiges Investieren in Unternehmensanleihen höher legen

Nachhaltiges Investieren setzt voraus, dass Anleger feststellen können, inwieweit ein Investment mit ihren Nachhaltigkeitszielen übereinstimmt. Es gibt allerdings nur sehr wenige Methoden, um Investments im Hinblick auf ihre ESG-bezogenen Eigenschaften und Wirkungen zu untersuchen und zu überwachen, geschweige denn weithin anerkannte und einfach anzuwendende Methoden.

    Autoren/Autorinnen

  • Taeke Wiersma - Head of Research Board

    Taeke Wiersma

    Head of Research Board

Um diese Lücke zu schließen und bedeutende Fortschritte im Hinblick auf seine Nachhaltigkeitsziele zu gewährleisten, hat Robeco eine eigene Methode entwickelt, das Robeco SDG-Rahmenwerk.

Diese auf den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs), einem umfassenden Paket weltweit akzeptierter Ziele, basierende Methode ist ein klarer, in sich stimmiger und reproduzierbarer Ansatz für die Beurteilung der Beiträge von Unternehmen zu den SDGs.

Dreistufiger Prozess

Das Robeco SDG-Rahmenwerk beinhaltet einen dreistufigen Prozess, der mit der Beurteilung der Auswirkungen der Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens auf die Gesellschaft im Allgemeinen beginnt. Daran schließt sich eine Untersuchung der Geschäftstätigkeit des betreffenden Unternehmens und ein Screening kontroverser Aspekte mit potenziell negativen Auswirkungen auf die SDGs an.

Das Endergebnis dieser dreistufigen Analyse wird in Form eines SDG-Scores quantifiziert. Unternehmen mit positiver Wirkung können je nach Größe und Qualität ihres Beitrags zu den SDGs einen SDG-Score von +1 bis +3 (niedrigster bzw. höchster Wert) erhalten. In gleicher Weise erhalten Unternehmen mit negativer Wirkung SDG-Scores von -1 bis -3 (schlechteste Bewertung), je nachdem, wie groß ihr nachteiliger Einfluss auf die SDGs ist.

Robeco verfügt über mehrere fundamentale, SDG-bezogene Strategien für Zinspapiere, die ihr Anlageuniversum mit Hilfe des SDG-Rahmenwerks festlegen. Strategien mit dem besten Nachhaltigkeitsprofil investieren ausschließlich in Anleihen mit einem SDG-Score von null oder höher, während andere Strategien auch einen begrenzten Anteil ihrer Mittel in Papiere von Emittenten mit einem SDG-Score von -1 investieren können, die als im Übergang begriffen angesehen werden.

Das Robeco SDG-Rahmenwerk wird nicht nur auf diese SDG-bezogenen Unternehmensanleihestrategien angewendet, sondern auch in den fundamentalen Berichten zu Unternehmensanleihen, die im Kapitel über das Rahmenkonzept zur ESG-Integration beschrieben werden. Diese Berichte sind Teil des Inputs für den Emittentenauswahlprozess für alle Unternehmensanleihestrategien von Robeco. Darin kommt unsere Auffassung zum Ausdruck, dass Unternehmen, die nicht-nachhaltige Produkte und Dienstleistungen herstellen bzw. erbringen, zusätzlichen und in finanzieller Hinsicht erheblichen Risiken ausgesetzt sein könnten, die wiederum Risiken für Unternehmensanleiheinvestoren darstellen könnten.

„Empirische Belege stützen unsere Auffassung, dass das Screening von Unternehmensanleihepositionen hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die SDGs und ihrer Nachhaltigkeitseigenschaften die Performance positiv beeinflusst; denn wir sind so besser in der Lage, Papiere mit schwacher Performance auszusortieren, ohne dass dies unsere Fähigkeit beeinträchtigt, durch die Emittentenauswahl Alpha zu generieren“, sagt Taeke Wiersma, Head of Global Credits bei Robeco.

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Neuartiger Ansatz

Jan Anton van Zanten, SDG-Stratege bei Robeco, hält die Methode für einzigartig. „Meiner Meinung nach beruht die Bedeutsamkeit des Frameworks auf seiner Neuartigkeit. Viele nachhaltig investierende Anleger konzentrieren sich immer noch in erster Linie darauf, ESG-Risiken zu vermeiden, während nur sehr wenige wirklich auf Unternehmen mit positiver Wirkung fokussiert sind. Und ich halte unser SDG-Rahmenwerk für innovativ, weil es sich um ein absolutes Rahmenkonzept handelt, das Unternehmen auf der Grundlage ihrer Beiträge zu den SDGs beurteilt.“

Reinout Schapers, der als Portfoliomanager u. a. für den RobecoSAM Global SDG Credits-Fonds zuständig ist, meint, dass dieses Rahmenkonzept Anleger befähigt, die Messlatte für Nachhaltigkeit Jahr für Jahr höher zu legen. „Unsere auf die SDGs fokussierten Unternehmensanleihestrategien sind so konzipiert, dass man einen Mindeststandard festlegt und sich kontinuierlich auf höhere Standards zubewegt.“

Selbst bei Strategien, die nicht mit dem ausdrücklichen Ziel investieren, einen Beitrag zu den SDGs zu leisten, hilft das Rahmenkonzept, bessere Ergebnisse zu erzielen. Laut Schapers bedeutet dies, dass er und seine Kollegen besser über die Langlebigkeit und Widerstandsfähigkeit von Unternehmen informiert sind, weil sie einen Einblick bekommen, welche Unternehmen oder Branchen beispielsweise veraltete Geschäftsmodelle haben oder dafür anfällig sind, auf gestrandeten Vermögenswerten „sitzen zu bleiben“. „Ich glaube tatsächlich, dass wir als Anleger die Disziplin entwickeln, uns einen viel längeren Zeithorizont zu eigen zu machen.“

Angesichts der zunehmenden Beaufsichtigung durch die Regulierungsbehörden, durch die sichergestellt werden soll, dass Anleger ihre nachhaltigkeitsbezogenen Ansprüche einfordern können, sind die Transparenz und Wiederholbarkeit des SDG-Rahmenwerks besonders wichtig.

Die EU-Verordnung über die Offenlegung von Informationen über nachhaltige Finanzprodukte (SFDR) verlangt beispielsweise von Assetmanagern, die in der EU Anlageprodukte vertreiben, eine umfassende Offenlegung in Bezug auf Nachhaltigkeit. „Das SDG-Rahmenwerk ist ein sehr gutes Instrument, um diese wichtige Anforderung zu erfüllen; denn wir können daraus schließen, dass ein Unternehmen mit positivem SDG-Score als nachhaltiges Investment angesehen werden könnte“, sagt Schapers. Dies könnte auch auf die britische Sustainability Disclosure Requirements-Verordnung zutreffen, die in naher Zukunft verabschiedet werden soll.

Quantifizierung von Beiträgen zu den SDGs

Robeco hat den Anwendungsbereich seines SDG-Rahmenwerks weiterentwickelt, der über die Ermittlung von SDG-Scores hinausgeht. „SDG-Scores sind natürlich ein sehr guter Indikator für die voraussichtlichen positiven Wirkungen eines Emittenten. Es ist aber sehr viel wert, diese Wirkungen quantifizieren zu können, und zwar insbesondere solche, die mit dem Kapital eines Kunden unterstützt werden“, betont Van Zanten.

Beispielsweise könnte ein Pharmaunternehmen einen SDG-Score von +2 erhalten. Dies bedeutet, dass das Unternehmen eine mittlere positive Wirkung hat, weil es geeignete und sichere Medikamente herstellt, die zur Verringerung der Sterblichkeit und der Häufigkeit von Erkrankungen beitragen. Nur durch Quantifizierung des Outputs und der Ergebnisse von Unternehmen, in die investiert wird, können die Wirkungen eines bestimmten Investments in der realen Welt beurteilt werden.

Zu diesem Zweck hat das SDG-Team von Robeco ein Rahmenkonzept entwickelt, mit dem die Beiträge von Unternehmen zu bestimmten SDGs in prägnanter, in sich stimmiger und vergleichbarer Weise erfasst werden. Es generiert Kennzahlen, die mit den offiziellen SDG-Zielen und -Indikatoren verknüpft sind. Paul Ruijs, Impact Specialist bei Robeco, erläutert, dass bei Portfolio-Positionen mit positivem SDG-Score der Gesamtbeitrag zu diesen Zielen und Indikatoren quantifiziert wird. Beispiele hierfür sind die von einem Unternehmen erzeugten Gigawatt an sauberer Energie, die verteilten Kubikmeter sauberen Trinkwassers oder der Wert (in Milliarden Euro) von Grundschulddarlehen, die Haushalten mit niedrigem und mittlerem Einkommen gewährt werden.

„Ausgehend von unserer näherungsweisen Schätzung der Gesamtwirkung eines Unternehmens ordnen wir einen Teil davon unserem Investment zu, je nachdem, welchen Anteil des in Umlauf befindlichen Kapitals des betreffenden Emittenten wir finanzieren.“

Ziel dieser Kennzahlen ist es letztlich, Kunden deutlich zu machen, warum ihre Portfolios auf bestimmte Weise investiert sind, den Unterrichtungsprozess voranzubringen und so die Dynamik nachhaltigen Investierens zu stärken.

Van Zanten kommt zu dem Schluss, dass Anleger, die für sich beanspruchen, nachhaltig zu investieren, so investieren müssen, dass dies gut für die Welt ist. „Dafür braucht man Kennzahlen und eine solide Methode. Ich glaube, wir waren unter den ersten, die eine Kennzahl für die Messung nachhaltiger Wirkungen entwickelt haben. Und das ist zweifellos eine positive Entwicklung für unsere Kunden.“

Der vorliegende Artikel ist ein Auszug aus einer längeren Publikation mit dem Titel:

„Vier Wege, auf denen Credit-Investoren zu einer nachhaltigeren Zukunft beitragen können“


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