15-11-2023 · Einblick

In sichere Gewässer steuern: Die Auswirkungen der Unternehmen auf die Wasserknappheit bewerten

Wasserknappheit zählt zu den größten Risiken für unseren Planeten. Deshalb kommt es entscheidend darauf an, zu erfassen, welche Auswirkungen die Unternehmen darauf haben. Damit wir bei der planetaren Belastungsgrenze für die Wassernutzung in den sicheren Bereich kommen, besteht ein wichtiger Schritt darin, den Wasserfußabdruck der Unternehmen mit unserem SDG-Rahmenwerk zu bewerten, um Verbesserungen voranzubringen.

    Autoren/Autorinnen

  • Paul Ruijs - Impact Specialist

    Paul Ruijs

    Impact Specialist

  •  Philipp Kehrein, PhD - Sustainable Investing Analyst

    Philipp Kehrein, PhD

    Sustainable Investing Analyst

  • Jan Anton van Zanten - SDG Strategist

    Jan Anton van Zanten

    SDG Strategist

Wasserstress – ein globales Problem

Wasser ist für das Leben auf der Erde lebensnotwendig und stellt uns angesichts des beunruhigenden Rückgangs der Süßwasserreserven weltweit vor existenzielle Herausforderungen. Wasserstress bedroht zunehmend die Stabilität unseres Planeten, da er dazu führen kann, dass wasserabhängige Ökosysteme kollabieren. Süßwasserknappheit wird in der jüngsten Ausgabe des Global Risk Report des Weltwirtschaftsforums als eines der fünf größten langfristigen Risiken aufgeführt.1 Von den Auswirkungen betroffen sind zahlreiche Aspekte der nachhaltigen Entwicklung, darunter menschliche Hygiene, Ernährungssicherheit und unfreiwillige Migration.

Der Wasserverbrauch wird auch im Rahmen der planetaren Grenzen berücksichtigt.2 Die neun planetaren Belastbarkeitsgrenzen, darunter Veränderungen der Landnutzungssysteme, biogeochemische Flüsse und neuartige Stoffe, sind wichtige biophysikalische Prozesse, die die Widerstandsfähigkeit und Stabilität unseres Planeten regulieren. Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass ebenso wie fünf andere auch die Belastbarkeitsgrenze für die Süßwasserveränderung bereits überschritten ist3. Die Erde befindet sich also bereits in der „Zone erhöhten Risikos“, woran deutlich wird, wie wichtig es ist, dieses Thema in unserem SDG-Rahmenwerk angemessen zu berücksichtigen.

Jüngste Forschungsergebnisse zeigen, dass ebenso wie fünf andere auch die Belastbarkeitsgrenze für die Süßwasserveränderung bereits überschritten ist. Die Erde befindet sich also bereits in der „Zone erhöhten Risikos“

Eingeschränkte Daten

Der „Aqueduct Water Risk Atlas“ führt die Regionen rund um den Globus auf, in denen akuter Wasserstress herrscht. An diesen Orten übt die Wasserentnahme einen unverhältnismäßig großen Druck auf die ohnehin schon empfindlichen Ökosysteme aus. Idealerweise würden wir einen wissenschaftlich fundierten Ansatz verfolgen und den Wasserverbrauch der Unternehmen systematisch mit den Regenerationsraten der lokalen Wasserreservoirs vergleichen. Eine solche Herangehensweise kann dazu beitragen, Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage zu vermeiden – erfordert jedoch Daten über den Wasserverbrauch von tausenden Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette, die eindeutig lokalisierbar wären. Solche Daten sind leider nicht verfügbar. Stattdessen müssen wir einen globalen Ansatz wählen, wobei wir bei der Bewertung des Wasserstresses den lokalen Kontext berücksichtigen können.

Abbildung 1: Weltweiter Wasserstress

Abbildung 1: Weltweiter Wasserstress

Quelle: Aqueduct Water Risk Atlas4

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Wie wir die Auswirkungen von Unternehmen auf die Wasserknappheit bewerten

In Einklang mit der Philosophie unseres SDG-Rahmenwerks wollen wir erfassen, welche wesentlichen Auswirkungen die Unternehmen auf die Wasserknappheit haben. Unsere Bewertung konzentriert sich deshalb auf jene Unternehmen mit starker Geschäftstätigkeit in Regionen mit hohem Wasserstress. Zudem berücksichtigen wir nur Unternehmen, die in den vom Carbon Disclosure Project definierten „Sektoren mit kritischen Auswirkungen“ tätig sind.5

Im nächsten Schritt verfolgen wir einen zukunftsorientierten Ansatz. Dabei prüfen wir, ob der tendenzielle Wasserfußabdruck dieser Unternehmen mit einem Kurs in Einklang steht, der uns bis 2030, der Frist zur Erreichung der SDG-Ziele, wieder „sicheren Handlungsspielraum“ verschafft. In einem kürzlich erschienenen technischen Bericht wurde hervorgehoben, dass wir derzeit die planetarische Grenze für blaues Wasser (Seen, Flüsse und Stauseen) um erschütternde 161 bis 414 km3 pro Jahr überschreiten.6 Nach dem Vorsorgeprinzip streben wir bis 2030 eine Verringerung des Verbrauchs an blauem Wasser um 414 km3 an, um wieder innerhalb der planetarischen Grenze zu operieren, die von der Wissenschaft auf 4.000 km3 festgelegt wurde.7 Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Welt ihren Wasserverbrauch bis 2030 um 1,417 % pro Jahr senken.

Wir wollen erfassen, welche wesentlichen Auswirkungen die Unternehmen auf die Wasserknappheit haben

Unternehmen, deren Wasserverbrauch durchschnittlich um mehr als 1,417 % pro Jahr sinkt, können also als Unternehmen angesehen werden, die einen globalen Weg einschlagen, der mit den SDGs in Einklang steht. Umgekehrt behindern Unternehmen, die ihren Wasserverbrauch nicht senken oder sogar erhöhen, die Verwirklichung der SDGs. Um zu vermeiden, dass Unternehmen mit einem aktuell hohen bzw. niedrigen Wasserfußabdruck positive bzw. negative SDG-Bewertungen erhalten, haben wir Schwellenwerte für den aktuellen Wasserverbrauch festgelegt. Wir vergeben positive bzw. negative Scores für SDG 6 und SDG 15, wenn die Unternehmen die beiden in Tabelle 1 aufgeführten Kriterien erfüllen.

Tabelle 1: Wasserverbrauch und SDG-Scores

Tabelle 1: Wasserverbrauch und SDG-Scores

Quelle: Robeco 2023

Im Ergebnis erhalten etwa 20 % der Unternehmen, die wir bewertet haben, einen negativen Score. In Einklang mit dem Pareto-Prinzip ist diese Gruppe für etwa 80 % des gesamten Wasserverbrauchs aller untersuchten Unternehmen verantwortlich.

Die in der Bewertung verwendeten Daten spiegeln den direkten Wasserverbrauch der Unternehmen in ihren eigenen Betrieben sowie den indirekten Süßwasserverbrauch im Zusammenhang mit den betrieblichen Verfahren in der vorgelagerten Lieferkette wider. So wird sichergestellt, dass vertikal integrierte Unternehmen für ihren großen Wasserfußabdruck nicht übermäßig benachteiligt werden gegenüber Unternehmen, die wasserintensive Tätigkeiten an Zulieferer auslagern. Beispielsweise spiegelt sich die häufig sehr hohe Wasserintensität in der Lebensmittelherstellung in der Regel nicht im Wasserverbrauch der nachgelagerten Lebensmittelproduzenten wider, da der Großteil des Wasserverbrauchs in der vorgelagerten landwirtschaftlichen Erzeugung anfällt.

Wir verfolgen einen zukunftsorientierten Ansatz. Dabei prüfen wir, ob der tendenzielle Wasserfußabdruck dieser Unternehmen mit einem Kurs in Einklang steht, der uns bis 2030, der Frist zur Erreichung der SDG-Ziele, wieder „sicheren Handlungsspielraum“ verschafft

Nächste Schritte: Wasserableitung

Während sich der Wasserverbrauch auf die Menge des verfügbaren Süßwassers auswirkt, wirkt sich die Einleitung von unbehandeltem Wasser potenziell negativ auf die Qualität der natürlichen Süßwasserquellen aus. Da keine Angaben der Unternehmen zur Wasserqualität vorliegen, konzentrieren wir uns vorerst auf den Wasserverbrauch, verfolgen jedoch aktiv neue Informationsquellen, um unsere Kenntnisse über die Auswirkungen auf die Wasserqualität zu verbessern.

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