Ab Sommer 2024 kann jeder Mensch, der ein Smartphone besitzt, in mehreren US-Städten eine App herunterladen und zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter ein Robotaxi anfordern, das sicherere Fahrten verspricht als menschliche Fahrer. Bis Ende 2024 wurde diese Dienstleistung über 150.000 Mal pro Woche in Anspruch genommen (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1 – Robotaxis werden immer häufiger genutzt

Quelle: Waymo, 2024. Bezahlte, durch Waymo bereitgestellte vollständig autonome Fahrten pro Woche in San Francisco, Los Angeles und Phoenix. Der gestrichelte Bereich entspricht „über 150.000“ Fahrten pro Woche, wenn man von der Eröffnung neuer Märkte im Jahr 2025 ausgeht.
Beispiellose Sicherheit und Erfahrung
Unter der sprichwörtlichen Haube wird die Autonomie durch Sensoren wie Kameras, Radar und Lidar realisiert, deren Daten von KI-Systemen auf einem Chip verarbeitet werden. Die Algorithmen wurden dadurch trainiert, dass Daten von Fahrzeugen auf öffentlichen Straßen erhoben wurden, die Milliarden Kilometer zurückgelegt haben.
Für einige Unternehmen ist diese Skalierung einfacher. Von Tesla zum Beispiel bewegen sich sieben Millionen (und mehr) Fahrzeuge auf der Straße, die kontinuierlich zur Verbesserung seines Systems „Full Self-Driving“ beitragen (siehe Abbildung 2). Das System „Road Experience Management“ von Mobileye bezieht Karten von Fahrzeugen verschiedener Hersteller.
Die Technologie, die autonomen Fahrzeugen zugrunde liegt, verleiht ihnen Fähigkeiten und Kenntnisse, die über die eines menschlichen Fahrers hinausgehen. Sie bewirkt außerdem eine deutlich höhere Sicherheit, nicht zuletzt, weil die Technologie nie betrunken oder abgelenkt ist und nie eine Pause braucht. Eine Studie von Swiss Re von über 40 Millionen gefahrenen Kilometern der autonomen Fahrzeuge von Waymo ergab, dass sie im Vergleich zu den fortschrittlichsten, von Menschen gesteuerten Fahrzeugen rund 90 % weniger Versicherungsschäden verursachten. 1
Abbildung 2 – Tesla sammelt Milliarden autonomer Kilometer

Quelle: Tesla, 2024. Full Self-Driving (FSD, Version 12) ist das fortschrittlichste autonome Fahrsystem von Tesla, das derzeit die fortgeschrittene Autonomiestufe 2 („beaufsichtigt“) bietet und für die Unterstützung der Autonomiestufen 3 und 4 („unbeaufsichtigt“) ausgelegt ist. Die KI-Modelle, die dem System zugrunde liegen, wurden anhand der Milliarden Kilometer, die Fahrzeuge von Tesla zurückgelegt haben, trainiert und sind so konzipiert, dass sie für die gesamte Flotte skalierbar sind.
Skalierung sorgt für höhere Rentabilität
Autonome Fahrzeuge sind bereits im Alltag angekommen. Ein wichtiger Teil der Skalierung ist es, die Kosten für die Technologie des autonomen Fahrens zu senken. Die Fahrzeuge, die Waymo derzeit in San Francisco, Los Angeles, Phoenix und Austin einsetzt, kosten in der Herstellung schätzungsweise rund 150.000 USD. Die nächste Generation der Hardware wird eine gesteigerte Performance bei deutlich niedrigeren Kosten bieten. 2
Tesla, Wayve und andere Unternehmen haben den Ansatz gewählt, ihre Systeme direkt auf der Grundlage kostengünstiger Hardware zu entwickeln, die nur Kameras einsetzt und den Menschen imitiert. Tesla hat angekündigt, ab Sommer 2025 einen begrenzten Robotaxi-Dienst in Austin anzubieten. Sobald das Unternehmen davon überzeugt ist, kann es dieses System auf die meisten seiner bereits auf der Straße befindlichen Fahrzeuge ausweiten.
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Die Technologie, die autonomen Fahrzeugen zugrunde liegt, verleiht ihnen Fähigkeiten und Kenntnisse, die über die eines menschlichen Fahrers hinausgehen
Menschen wieder mehr Zeit geben
Mit der Zeit werden Robotaxis günstiger sein als Fahrdienste und Taxis und wahrscheinlich auch weniger Kosten verursachen, als selbst ein Auto zu besitzen und zu fahren. Autonome Fahrzeuge werden viel effizienter genutzt als der durchschnittliche Privatwagen, der 95 % der Zeit steht.3
Neben Personenkraftwagen stehen auch autonome Lastwagen an der Schwelle zum kommerziellen Einsatz auf öffentlichen Straßen in den USA und China. Abgesehen davon, dass Einsparungen bei Gehältern möglich sind, ist der Vorteil bei Nutzfahrzeugen, dass ein autonomes Fahrsystem nicht streikt, nicht krank wird, keine Pause braucht und leicht vermehrt werden kann, was dem Arbeitskräftemangel entgegenwirkt.
Allein in den USA werden jährlich über fünf Billionen Kilometer zurückgelegt, wobei Personen im Durchschnitt eine Stunde pro Tag im Auto verbringen. Ob im Berufsverkehr, beim Einkaufen oder bei der Beförderung von Kindern – auf Autofahren würden viele Menschen lieber verzichten, um eine produktivere oder erforderliche Tätigkeit auszuüben oder sich einfach auszuruhen. Für Personen, die aufgrund ihres Alters oder einer Krankheit nicht mehr selbst fahren können, bieten autonome Fahrzeuge neue Freiheiten. Die Milliarden Stunden (meist unbezahlter) Arbeit, die von Menschen am Steuer geleistet werden, deuten darauf hin, dass der Markt für autonomes Fahren mehrere Billionen Dollar wert sein könnte.
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Autonome Fahrzeuge werden viel effizienter genutzt als der durchschnittliche Privatwagen, der 95 % der Zeit steht
Smart Mobility D EUR
Regulierung – ein Wegbereiter, kein Hindernis
Wie bei von Menschen gesteuerten Fahrzeugen müssen Fragen der Haftung, der Versicherung und der Fahrzeugzulassung geklärt werden. Seit 2024 hat die Mehrheit der US-Bundesstaaten, vor allem im Sun Belt (südliche Bundesstaaten der USA), Gesetze zur Einführung des autonomen Fahrens erlassen. Sollten Rechtsvorschriften auf Bundesebene verabschiedet werden, könnte die Entwicklung rasanter stattfinden.
Die europäischen Länder haben einen vorsichtigeren Ansatz gewählt. Dennoch wurde 2022 in Deutschland das weltweit erste Fahrzeug mit der Autonomiestufe 3 „Ohne Hände am Steuer, ohne Blick auf die Straße“ (in Abbildung 3 wird Autonomie definiert) an die Öffentlichkeit verkauft. Dies war durch die Annahme der UNECE-Regelung R157 in Deutschland möglich, die inzwischen in mehr als 50 Ländern umgesetzt wird.4 Ursprünglich waren „Staupiloten“ bis zu einer Geschwindigkeit von 60 km/h zugelassen, inzwischen wurde die Regelung auf 130 km/h ausgeweitet und deckt damit auch die Geschwindigkeiten auf der Autobahn ab.
Im März 2025 wird in der Schweiz ein Gesetz in Kraft treten, das autonomes Fahren auf Autobahnen sowie vollständig fahrerlose Robotaxis unter bestimmten Bedingungen erlaubt. 5
Die chinesische Regierung betrachtet autonomes Fahren als strategische Priorität, und das Land verfügt über ein dynamisches Technologie- und Hardwareökosystem. Die dortigen Autofahrer sind von Fahrassistenzsystemen6 angetan. Ende 2024 werden 15 % der verkauften Neuwagen mit den fortschrittlichsten Fahrassistenzsystemen ausgestattet sein (siehe Abbildung 3).
Während der gewerbliche Betrieb von autonomen Fahrzeugen auf nationaler Ebene geregelt wird, erfolgt die Umsetzung auf kommunaler Ebene. Apollo Go von Baidu bietet in Wuhan einen vollständig fahrerlosen, kostenpflichtigen Service rund um die Uhr an und verkehrt neben anderen Anbietern wie Pony.ai und WeRide mit einigen Einschränkungen in Stadtteilen von Peking, Guangzhou, Shenzhen und Chongqing.
Abbildung 3 – Unterschiedliche Autonomiestufen

Quelle: Robeco, 2024.
Ein riesiger neuer Markt entsteht
Vollständig autonome Fahrzeuge sind bereits heute sichtbar und werden sich 2025 weiter durchsetzen. Die geringeren Kosten für die Technologie, die diese Industrialisierung unterstützt, bedeutet auch, dass das Aufkommen privater Fahrzeuge auf dem Massenmarkt, die autonom fahren können, unmittelbar bevorsteht. Die Anwendung von KI zur Automatisierung einer universellen Aufgabe, die den Menschen ihre Zeit zurückgibt, wird die Art und Weise, wie wir uns fortbewegen, verändern und dabei einen riesigen neuen Markt schaffen. Daraus ergeben sich neue Wachstumsmöglichkeiten in der gesamten Lieferkette der intelligenten Mobilität, u. a. für Hersteller von Sensoren, Prozessoren und anderen Halbleitern sowie für die Entwickler von Technologien für autonomes Fahren und die Betreiber von autonomen Fahrzeugflotten.
Wichtiger Hinweis: Die in diesen Artikel genannten Unternehmen dienen nur zur Veranschaulichung der Anlagestrategie zum angegebenen Datum. Diese Unternehmen werden nicht unbedingt von der Strategie gehalten. Über die zukünftige Entwicklung des Unternehmens kann zudem keine Aussage abgeleitet werden.
Fußnoten
1 Di Lillo et al, 2024. „Do Autonomous Vehicles Outperform Latest-Generation Human-Driven Vehicles? A Comparison to Waymo's Auto Liability Insurance Claims at 25 Million Miles.“
2 Waymo, Pressemitteilung, August 2024. „Meet the 6th generation Waymo driver.“
3 US Department of Energy, August 2024. „Household vehicles were parked 95% on a typical day in 2022.“
4 Die Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) ist eine regionale VN-Kommission, die sich auf die Verbesserung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten konzentriert. Der Schwerpunkt der Regelung 157 liegt darauf, Sicherheit und Effizienz im Verkehr zu gewährleisten.
5 Schweizerischer Verband für autonome Mobilität. Februar 2025. Autonomes Fahren wird auf Autobahnen erlaubt sein, wenn ein menschlicher Fahrer bereit ist, die Kontrolle wieder zu übernehmen (Autonomiestufe 3). Völlig fahrerlose Robotaxis werden ebenfalls auf ausgewählten Straßen zugelassen, sofern ein Teleoperator bei Problemen eingreifen kann.
6 Fahrassistenzsysteme: Funktionen wie der adaptive Tempomat und die automatische Spurhaltung, die in ihrer fortschrittlichsten Form das Fahrzeug vollständig steuern können, vom Fahrer aber verlangen, dass er seine Augen jederzeit auf die Straße richtet.